2016 wurde in der "Zeitschrift für Trauerkultur" zum ersten Mal über ökologische Trends der Bestattungskultur im Ausland und speziell im englischsprachigen Raum berichtet. Seitdem sind fast acht Jahre vergangen und die Frage steht im Raum, ob und was sich in der Zwischenzeit auf diesem Gebiet getan bzw. verändert hat.
2009 hat sich in Berlin die Arbeitsgemeinschaft Sepulkralkultur der Neuzeit (ar.se.n.) zur Erforschung kulturhistorischer Erscheinungsformen gegründet, "die mit Sterben, Tod, Bestattung, Totengedenken, aber auch damit verbundenen Emotionen wie Trauer und Trost in der Frühen Neuzeit zusammenhängen". 2022 haben vier Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft den o.g. umfangreichen Sammelband herausgegeben, der sich der vielfältigen Bestattungskultur dieser Zeitspanne (ca. 1500-1800) widmet.
In der Reihe "Tod und Agency" ist als - zuerst erschienener - zweiter Band die überarbeitete und gekürzte Dissertation der Mitherausgeberin Nina Kreibig erschienen. In dieser Reihe soll - wie es im Vorwort heißt - ein kultur- und sozialgeschichtlicher Schwerpunkt mit interdisziplinären Ansätzen verbunden werden, "um die handelnden Personen und Institutionen in den jeweiligen Todeskontexten zu beleuchten", daher der Titel der Reihe.
Als wir diese Ausgabe vor längerer Zeit geplant haben, konnten wir nicht ahnen, welche schreckliche Aktualität das Thema bekommen sollte. Aufgrund des grausamen Angriffs der Hamas und der erneuten Kriegshandlungen in Israel und Gaza stehen jüdische Einrichtungen in Deutschland unter besonderem Schutz. Der Jüdische Friedhof an der Ilandkoppel, dem diese Ausgabe gewidmet ist, ist in diesem Jahr 140 Jahre alt geworden.
Michael Studemund-Halévy, der durch seine Forschungen und Publikationen zur Geschichte der Sefarden in Westeuropa und der Karibik bekannt ist, hat in der Reihe „Jüdische Miniaturen“ ein Buch über den Jüdischen Friedhof an der Königsstraße in Hamburg-Altona herausgebracht.
Dieses Buch wurde im letzten Jahr zum Jubiläum des Friedhofs von der Journalistin und Autorin Waltraud Bierwirth unter Mitarbeit weiterer Autor*innen herausgegeben. Die wechselvolle Geschichte der jüdischen Gemeinde in Regensburg und die Gestaltungsprinzipien der Anlage und der Grabmale beleuchtet die Judaistin Nathanja Hüttenmeisterin einem längeren Beitrag.
Unser Förderkreis hat mit Dr. Heiko K. L. Schulze ein langjähriges aktives Mitglied verloren. Schon vor der Vereinsgründung war Dr. Schulze bei dem Forschungsprojekt zur Erfassung der Grabmale auf dem Ohlsdorfer Friedhof tätig und hat mit an der zweibändigen Publikation geforscht und geschrieben.
Konnte man damals noch von einer Tabuisierung des Todes sprechen und glaubte, der Bevölkerung derart existentielle Themen nicht zumuten zu können, so hat sich dies in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Allenthalben sind im öffentlichen Raum, in Stadt und Land, ganz unterschiedliche Erinnerungsorte und -anlagen entstanden, die sich Tod und Trauer widmen. Die bekanntesten sind sicherlich die Unfallkreuze am Straßenrand, zu den eindrucksvollsten zählen die "Himmelsbäume" in Wyk auf Föhr. An den Küsten von Nord- und Ostsee hat sich schon seit Jahrhunderten eine spezifisch maritime Erinnerungs- und Gedenkkultur entfaltet.
Wer heute an die Nordseeküste in der Nähe des dänischen Limfjords fährt, kann sich an Kilometer langem weißen Sandstrand und hohen Dünen erfreuen. Doch früher war diese Gegend, besonders in der kalten Jahreszeit und wenn Sturm aufkam, alles andere als idyllisch. Wie gefährlich die Seefahrt in den letzten beiden Jahrhunderten dort war, lässt sich noch heute an einer ganzen Reihe von Grab- und Erinnerungsmalen auf dem Kirchhof des ehemaligen Fischerdorfes Harboøre ablesen.
Am Südhang des 173 Meter hohen Montjuïc in Barcelona liegt der große städtische Friedhof gleichen Namens, auf dem unter anderem das Grab des berühmten Malers Joan Miró zu finden ist. Der ganze Berg ist aufgrund seiner Sehenswürdigkeiten ein Anziehungspunkt für Touristen, die allerdings bei weitem nicht alle auch den Weg zum Friedhof finden.