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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Alter Friedhof und Kapelle in Geesthacht: Ausstellung dient der Erinnerung

Am 7. Mai wurde in Geesthacht nach längeren Vorarbeiten ein Plan realisiert, der viel Beachtung fand: die Umgestaltung des Alten Friedhofes Geesthacht und seiner Kapelle zu einer Gedenkstätte und einem politisch-kulturellen Ort der Erinnerung.

Diesem Ziel dient die jetzt eröffnete, in der Kapelle gezeigte Dauerausstellung mit 13 großen Wandtafeln, deren Fotografien in der Regel Geesthachter Gedenksteine zeigen. Dabei handelt es sich überwiegend um Objekte, die der Erinnerung an die Opfer der beiden Weltkriege und der NS-Gewaltherrschaft dienen: Zwangsarbeitergräber, russische Kriegsgefangene, Mahnmal, "Helden"-Gedenksteine, "Spätheimkehrer"-Stein, Gedenksteine für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft. Zusammen mit den Fotos sollen Gedichte und Zitate unter anderem von Kurt Tucholsky, Heinrich Böll, Nelly Sachs, Bertolt Brecht und Willy Brandt zum Nachdenken anregen. Auf den Podesten findet man einen Text zu Entstehung und Standort des jeweiligen Gedenksteines. Für Fotos und Ausstellungsgestaltung zeichnet Christian Geisler verantwortlich. Alle Textbeiträge stammen vom Geesthachter Stadtarchivar Dr. William Boehart, während das Gesamtprojekt von der Kulturabteilung der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Umweltamt betreut wird.

Die Ausstellung ist Teil eines Gesamtkonzeptes für den Alten Friedhof Geesthacht. Der nicht mehr belegte Begräbnisplatz an der B 5 soll für die Bevölkerung nicht mehr allein eine grüne Oase der Ruhe und Erholung sein, sondern darüber hinaus einen eigenen Stellenwert erhalten und dem Nachdenken und Reflektieren dienen. Der Friedhof wurde 1879 angelegt, die jetzt neu genutzte Kapelle 1888 errichtet. Aufgrund der gestiegenen Bevölkerungszahl wurde 1943 in Geesthacht der Waldfriedhof angelegt, der heute den Bestattungen dient. Für den Alten Friedhof, dessen Kapelle in der Zwischenzeit zur reinen Lagerhalle verkommen war, sind weitere kulturelle, der Eigenart des Ortes angemessene Aktionen geplant, zum Beispiel Freiluftausstellungen mit Plastiken und Skulpturen. Die Kapelle und die Grünanlage des Friedhofs sollen dabei als räumliche Einheit verstanden werden.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Grabmal-Freilichtmuseen (August 2000).
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