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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Grabmal Hans von Bülow

Mitten in die Vorbereitungsarbeiten zur Meininger Bülow-Ehrung aus Anlass des 175. Geburtstages dieses genialen Pianisten, Dirigenten und Musikpädagogen Hans von Bülow – sie fand vom 24. bis 26. März 2005 in Meiningen statt – erreichte den Vorstand der Internationalen Hans von Bülow-Gesellschaft e.V. (IHBG) die Mitteilung des Förderkreises Ohlsdorfer Friedhof e.V. von der inzwischen erfolgten Restaurierung des Bülow-Grabmals.

Schon seit geraumer Zeit stand die Verfasserin dieser Zeilen, die als stellvertretende Vorsitzende dem Vorstand der IHBG angehört, mit Herrn Helmut Schoenfeld in brieflichem Kontakt. Diese Kontakte brachten u.a. mit sich, dass die IHBG die Ausstellung über Grabmäler der Familienangehörigen und Freunde von Johannes Brahms auf dem Ohlsdorfer Friedhof vor einigen Jahren tatkräftig unterstützen konnte.

Von besonderem Interesse für uns war jedoch seit geraumer Zeit der Zustand der Bronzeteile am Grabmal Hans von Bülows. Aktuelle Fotos, die ein Bülow-Anhänger aus Dresden während seines Besuches von dem Grabmal gemacht hatte, sahen alarmierend aus. Seither stellten wir im Vorstand der IHBG Überlegungen an, auf welche Weise hier Abhilfe zu schaffen oder zumindest zu unterstützen wäre. Aber alle Vorschläge, die unterbreitet wurden, überstiegen die finanziellen Möglichkeiten unserer Gesellschaft. Umso erfreuter waren wir, als uns Herr Schoenfeld im Herbst des vergangenen Jahres mitteilen konnte, der Förderkreis habe die Aufarbeitung der Bronzeteile des Grabmals auf eigene Kosten in Auftrag gegeben. Ende Februar 2005 schließlich konnte er uns nicht nur die Fertigstellung der Restaurierungsarbeiten vermelden, sondern auch eine Kopie des Restaurierungsberichtes sowie Zustandsfotos übersenden, die den nunmehr tadellosen Zustand dokumentieren. Während ihrer Mitgliederversammlung der IHBG Ende März 2005 gaben alle Anwesenden spontan dem Vorschlag des Vorstandes ihre Zustimmung, die Restaurierungsmaßnahme am Bülow-Grabmal mit 200 Euro zu unterstützen. Zugleich möchte die IHBG dem Hamburger Förderkreis sehr herzlich für seine Initiative sowie für die beträchtlichen finanziellen Aufwendungen danken. Da der Bericht des Restaurators auch die Empfehlung enthält, die Bronzeteile des Grabmals nicht nur weiter im Auge zu behalten, sondern diese auch in regelmäßigen Abständen mehrmals im Jahr mit einer schützenden Wachsölschicht zu versehen, sind weitere freiwillige Leistungen der Mitglieder des Förderkreises wohl auch in Zukunft zu erwarten.

Vielleicht sollte ich diesen Zeilen noch hinzufügen, dass namentlich die Meininger Mitglieder der IHBG – und sie machen über ein Drittel unserer z.Zt. nur 20-köpfigen Bülow-Interessengemeinschaft aus – in dem Bülow-Grabmal nicht nur eine Erinnerungsstätte an diesen großen Musiker, sondern auch an den berühmten Bildhauer und Kunsttheoretiker Adolf von Hildebrand sehen. Da Hildebrand und seine Familie sehr eng befreundet war mit Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen, also mit dem Dienstherren Bülows in Meiningen, ist unsere Residenzstadt mit drei im öffentlichen Bereich zu findenden Hildebrand-Denkmälern reich gesegnet. Das berühmteste ist zweifellos sein großes Brahms-Denkmal im englischen Garten, das zugleich das erste Denkmal für den Komponisten überhaupt war und bereits zwei Jahre nach dessen Tod, im Rahmen eines großen Landesmusikfestes im Oktober 1899 enthüllt wurde. Aber auch das nach dem 1. Weltkrieg vollendete Grabmal für den 1914 verstorbenen Georg II. wurde nach einem Entwurf Adolf von Hildebrands von dessen Sohn zu Ende geführt. Weitere sehr einprägsame bildnerische Kunstwerke von seiner Hand befinden sich in den Meininger Museen. Dass die Weihe von Bülows Grabmal im Jahre 1899 fast zeitgleich mit der Enthüllung des Brahms-Denkmals geschah, ist ein Zufall, der die Freundschaft dieser beiden bedeutenden Musiker schicksalhaft unterstreicht. Schicksalhaft auch, dass der Lebensweg von Brahms in Hamburg begann, sich das Leben seines Freundes Bülow in Hamburg (von seiner letzten Notreise nach Kairo abgesehen) vollendete. Aber auch die Tatsache, dass sich Hildebrand 1897, dem Todesjahr von Johannes Brahms einem Grabmal für Hans von Bülow widmete, dürfte nicht nur für seine besondere Beziehung zur Musik allgemein sprechen, sondern auch ein Zeugnis sein für sein Verbundensein mit diesen beiden Großen der deutschen Musikgeschichte. So gesehen ist das Bülow-Grabmal eine Gedenkstätte für einen bedeutenden Musiker und für einen großen Bildhauer.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Sterben und Tod um 1945 (Mai 2005).
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