Direkt zum Inhalt

OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Exkursion nach Föhr am 23.9.2000

Bei sonnig–warmem Altweiber–Sommerwetter glückte unserem Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof ein Tagesausflug von Hamburg zur Nordseeinsel Föhr und zurück.

Man kann das Endergebnis in dem Dankgruß von "Alt-Kultursenator" Prof. Tarnowski zusammenfassen:"Es war ein schöner, sonniger, lehrreich–anrührender Tag auf Föhrs Friedhöfen."

Diesmal fuhren wir pünktlich gegen 7 Uhr vom Hauptgebäude des Ohlsdorfer Friedhofs ab in einem wirklich guten Bus mit 48 Exkursionsteilnehmer(innen) voller bester Stimmung. Die herbstlichen Frühnebel verschwanden während der Autobahnfahrt nördlich Hamburg langsam und gaben den Blick frei auf zauberhafte Laubfärbungen beidseits der Straße. Während dieser Fahrt hielt unser Förderkreismitglied Herr Werner Johannsen einen fast einstündigen Vortrag über Topografie, Geschichte und Kultur der Insel Föhr. Man erkannte in diesem geistreichen Text mit viel Kartenmaterial den langjährigen Kenner und Freund der Insel, aber auch den erfahrenen Pädagogen und Verfasser eines hochwertigen Führers über den Nienstedtener Friedhof. Danke. Sehr gut!

11 Uhr an Wyk auf Föhr. Der Inselbus bringt uns nach Nieblum zur Johannis – Kirche. Dort erwartet uns Rektor Harald Nissen. Schon im ersten Augenblick hat er unsere Sympathie in seinem nordischen Erscheinungsbild, seiner Sprachmodulation und seinen lebhaften Bewegungen. Er versteht sofort, die inzwischen 50 – köpfige Gruppe mitzureißen; vor allem als er auf Wunsch einleitende Worte in echtem Friesisch spricht – uns unverständlich, aber doch im Sinngehalt erahnbar.

Das Typische dieser Friedhöfe sind die "redenden Grabsteine" des 18. Und 19. Jahrhunderts. Auf ihnen werden schriftlich Schicksale und Werke der Verstorbenen ausführlich gewürdigt, das Gute und Schlechte ihres Lebens wird erwähnt, ihre Freude und Trauer. Die nahe romanisch – frühgotische Johanniskirche in ihrer kraftvollen Schlichtheit entspricht der gleichen Stimmung, obwohl Jahrhunderte zwischen ihrer Erbauung und der Erschaffung der Grabsteine liegen.

Das Mittagessen im reetgedeckten "Alten Landhaus": niederdeutsche Gemütlichkeit pur!

Dann per Bus nach Süderende zur Kirche St. Laurentii mit umliegendem Grabmalsfeld. Die Sonne tauchte alles in weiches Nachmittagslicht. Hier nochmals die gleiche Harmonie zwischen Kirche und Grablegen. Der Friedhof "spricht eine noch intensivere Sprache", weil viele der Grabsteine in den ursprünglich leuchtenden Schriftfarben auf weißem Untergrund restauriert sind. Wieder brilliert Herr Nissen.

Der einheimische Busfahrer fährt uns auf der Rücktour an den Westdeich mit Blick aufs Watt nach Sylt. Sein Inseldeutsch ist geprägt durch die überscharfen S – Laute, die wie ein "Z" gesprochen werden: zimple Zache.

In Wyk Abschlußbummel durch das reizvolle Nordseestädtchen. Busrückfahrt nach Übersetzung auf das Festland von Dagebüll nach Hamburg.

Die Planungsarbeiten für diese Exkursion werden voll entlohnt durch Erlebnis und Harmonie eines solchen Tages. Mögen die kommenden 3 Tage Weimar–Exkursion vom 21. – 23. September 2001 unter ähnlich positiven Zeichen stehen.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Internationale Bestattungskulturen (November 2000).
Erkunden Sie auch die Inhalte der bisherigen Themenhefte (1999-2024).