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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Marion Stein: Friedhöfe in Dresden

Dresden 2000, 184 S., 145 Abb.

Marion Stein, die 1996 ihre Dissertation "Das Leichenhaus. Zur Entwicklung einer Sepulkralarchitektur in Deutschland im 18. und 19. Jahrhundert" vorlegte, führt uns in ihrem jüngsten Werk auf einen "imaginären Gang über die historischen Dresdner Friedhöfe" (S. 14), unterstützt durch Matthias Geisler, der im letzten Kapitel des Buches die Dorffriedhöfe dieser in der Geschichte der Sepulkralkultur in Deutschland so bedeutungsvollen Residenzstadt (S. 9) vorstellt.

Der Autorin gelingt es, wie von ihr in der Einführung angekündigt, die Form und Anlage der neun traditionsreichsten Friedhöfe in Dresden (darunter der Eliasfriedhof, der Trinitatisfriedhof und auch der Urnenhain in Tolkewitz) als "sensible Seismographen von Wandlungen in den religiösen Einstellungen und in den Auffassungen vom Tode, in den sozialen, geistig-weltanschaulichen und künstlerischen Haltungen ihrer Zeit" (S. 10) darzustellen. Sie beschreibt akribisch und mit historischer Tiefenschärfe die Geschichte und Gestalt der einzelnen Friedhöfe von der jeweiligen Gründungsidee an über die erste Beisetzung bis hin zur heutigen Erscheinungsform. Dabei werden immer wieder die Geschichte Dresdens und die allgemeinen zeitgeschichtlichen Bedingungen und kulturellen Strömungen miteinbezogen, was den besprochenen Friedhof nicht isoliert dastehen, sondern als "gestalterischen Ausdruck der jeweiligen Epoche" (S. 10) hervortreten läßt. Auch einige der auf den vorgestellten Friedhöfen bestatteten Personen fließen in die Darstellung ein. Aufgrund der historischen Abbildungen, Zeichnungen und der sowohl im Text als auch ganzseitig jedes Einzelkapitel abschließenden schönen farbigen Fotografien ist die Lektüre des 27 x 24 cm formatigen Buches nicht nur spannend, sondern auch für das Auge ein Genuß.

Das letzte, von Matthias Geisler vom Kulturamt der Landeshauptstadt Dresden verfaßte Kapitel ergänzt das Bild der Dresdner Friedhofslandschaft um die Begräbnisplätze der im Laufe der letzten einhundert Jahre zur Stadt hinzugekommenen Dorfschaften. Einer historischen Chronologie der einzelnen insgesamt sieben beschriebenen Dörfer folgt jeweils eine Charakteristik der dazugehörenden Friedhöfe, die dem guten Gesamtstil des Buches folgt und so ebenfalls das Interesse an einem nicht nur "imaginären Gang" über die Friedhöfe Dresdens zu wecken vermag.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Gemeinschaftsgrabstätten (Mai 2000).
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