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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Das neue Bestattungsforum in Hamburg-Ohlsdorf

Das neue Bestattungsforum in Ohlsdorf wurde Mitte November mit zahlreichen Reden eingeweiht.

Dazu war die Möglichkeit gegeben die neuen Räume zu besichtigen. In der ehemaligen Halle B des Krematoriums, die jetzt in Fritz-Schumacher-Halle umbenannt worden ist, drängten sich die Festgäste so dicht, dass verspätete Besucher im Vorraum den Reden lauschen mussten, die dort auf große Bildschirme übertragen wurden. Damit ist auch schon eine der Neuerungen genannt, die sich in dem neu gestalteten Krematoriums-Komplex des Ohlsdorfer Friedhofes finden lassen.

Schumacherhalle
Fritz-Schumacher-Halle im Hamburger Bestattungsforum Ohlsdorf. Foto: Hamburger Friedhöfe -AöR-

Aber das ist nicht das Einzige: Bevor die moderne Kommunikationstechnik Einzug halten konnte, wurde in der Architektur Altes und Neues harmonisch miteinander verschmolzen. Dabei scheint sich auf den ersten Blick, wenn man von der Friedhofsseite auf das Schumacher-Krematorium zugeht, nicht viel verändert zu haben. Die historische Treppenanlage mit ihren Vorhallen und der große Hallenbau sehen aus wie eh und je. Nur auf der Südseite der Anlage ist ein großer neuer Gebäudekomplex entstanden. Einziger Wermutstropfen: Dafür wurde, wie hier schon berichtet, die alte südliche Halle C aus den 50er Jahren abgerissen, während auf der anderen Seite der Fritz-Schumacher-Halle die kleine ehemalige Halle A erhalten blieb und zu einem Kolumbarium umgestaltet wurde. Eine große Überraschung bildet das Innere der Fritz-Schumacher-Halle. Diesen monumentalen Raum hat sicher kein Besucher in den letzten Jahrzehnten mehr so hell und freundlich erlebt. Mit großer Sorgfalt wurde das ursprüngliche Erscheinungsbild wiederhergestellt: Die großen Glasfenster des schrägen Daches lassen endlich wieder Tageslicht in die hohe Halle fließen. Im Mosaik an der Stirnwand glitzern die goldenen Linien, die das Feuer symbolisieren, und in seiner Mitte strahlt das Licht durch das farbige Glasfenster.

Den Zugang zum Neubaukomplex bildet auf der Friedhofsseite eine große Rampe, die zum Obergeschoss führt. Es liegt auf der Höhe der Eingänge zu den ehemaligen Feierhallen und wird nach Süden hin von einer Terrasse mit gemauerter Brüstung abgeschlossen. Für das Gebäude wie für die Brüstung wurde ein Backstein verwendet, der sich nur minimal von dem originalen Stein des historischen Gebäudes unterscheidet, so dass der Neubau sich hervorragend in das Gesamtbild einpasst. Die Front des Obergeschosses öffnet sich in einer Reihe gleichgroßer hoher Fenster, zwischen denen sich in der Mitte der Eingang zum Bestattungsforum eher verbirgt als öffnet. Nach Westen zur Fuhlsbüttler Straße hin befindet sich das neue Café Fritz, das mit einer schlicht-eleganten Einrichtung zum Besuch einlädt. Die Mitte des Obergeschosses wird durch ein großzügiges Foyer eingenommen, in dem eine große quadratische Treppenanlage nach unten führt. Das Foyer geht nach Osten in einen länglichen Vorraum vor der neuen Cordes-Halle über. Ihre Größe kann variabel an die Zahl der Trauergäste angepasst werden. Ein gemütlich eingerichteter kleiner "Familienraum" schließt sich am Ende an. Auch an die anderen Feierhallen ist übrigens jeweils ein solcher intimer Raum für die engsten Angehörigen der Verstorbenen angegliedert. Im Foyer vor der Cordes-Halle sind moderne Designerbänke mit hohen Lehnen wie kleine Schutzräume für die Trauergäste aufgestellt.

Cordeshalle
Cordes-Halle des Bestattungsforums. Foto: Hamburger Friedhöfe -AöR-

Der Förderkreis hat inzwischen in der Cordes-Halle seine erste Veranstaltung durchgeführt und dabei die neu installierte Technik genutzt, die es auch ermöglicht über einen eingebauten Beamer Bilder vom Laptop auf eine – hochziehbare – Leinwand zu werfen.

Steigt man die große Treppe hinab, an deren Mittelpfeiler ein Brunnen in Form eines feinen Wasservorhangs herabläuft, so kommt man zu der größten Neuerung der gesamten Anlage. Auf der östlichen Seite befindet sich nämlich die kleine Linne-Halle, die zwar kein Tageslicht erhält, aber auf ihrer Stirnseite einen breiten Durchgang besitzt, der direkt zu dem dahinter liegenden Verbrennungsraum des Krematoriums führt. Hier können Bestattungen so durchgeführt werden, dass die Trauergäste auf Wunsch an der Einführung des Sarges in den Verbrennungsraum teilnehmen können. Sie können danach im Café auf die Übergabe der Urne warten und diese anschließend sofort auf dem Friedhof oder im Kolumbarium beisetzen. Außerdem ist von hieraus eine Krypta für Urnenbeisetzungen zu erreichen.

Linnehalle
Linne-Halle im Bestattungsforum. Foto: Hamburger Friedhöfe -AöR-

Auf der westlichen Seite des Untergeschosses gibt es eine weitere Neuerung. Hier sind mehrere neue Abschiedsräume entstanden, in denen Angehörige ihre aufgebahrten Verstorbenen jederzeit besuchen können. Dazu erhalten sie eine eigene Chip-Karte, mit der sie von außen den verglasten Vorraum betreten können, hinter dem die Abschiedsräume angeordnet sind. Jedes dieser fensterlosen Zimmer ist ca. 14 qm groß und alle sind auf die gleiche Weise ansprechend eingerichtet und beleuchtet. Draußen vor dem Vorraum befindet sich ein offener Innenhof mit einer Wasserfläche, der zum Ausruhen und zur Meditation einlädt.

Selbstverständlich sind in dem neuen Gebäude, das sich sowohl im Unter- wie im Obergeschoss direkt an das alte Krematoriumsgebäude anschließt und mit diesem zusammen auf der Rückseite einen großen Innenhof bildet, noch weitere Funktionsräume vorhanden. Allerdings waren diese nicht zur Besichtigung freigegeben. Insgesamt aber kann man sagen, dass der Ohlsdorfer Friedhof mit seinem neuen Bestattungsforum einen großen Schritt vorwärts gegangen ist und zwar in Richtung auf einen menschlicheren Umgang mit Tod und Trauer. Dieses neue Gebäude orientiert sich deutlich mehr als bisher an den Bedürfnissen der trauernden Hinterbliebenen als an den technischen Erfordernissen einer modernen Feuerbestattung.

Nähere Informationen sind der Homepage des Friedhofs www.friedhof-hamburg.de mit seinem Link zu Bestattungsforum zu entnehmen. Insbesondere ist der Film über den Raum der Ruhe zu empfehlen. In etwa 16 Minuten präsentiert hier Theresa von Tiedemann das Hamburger Bestattungsforum Ohlsdorf. Von diesem Film hat die Friedhofsverwaltung eine DVD erstellen lassen.

Kontakt zur Autorin per E-Mail: [email protected]

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Neues Leben auf dem Friedhof (Februar 2012).
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