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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Bemerkungen und Hinweise zu wenig bekannten Werken von Arthur Bock

Es ist sicher kein Zufall, wenn man beim Bildhauer Arthur Bock in Hamburg direkt an seine bekannten Plastiken und Skulpturen auf dem Ohlsdorfer Friedhof denkt, hinterließ er doch allein dort 58 Werke aus den Jahren 1903 (Grabmal Rodatz-Röder) bis 1947/48 (Grabmal Ahlff), wobei einige Werke bisher nicht genau datiert sind.

Vereinzelt ist er auch auf anderen Hamburger Friedhöfen wie in Altona, Bahrenfeld, Großflottbek und Tonndorf zu finden. Daneben finden sich aber auch in Hamburg frei stehende Skulpturen wie etwa die "Diana mit Hund" im Stadtpark, die "kleine Elbjungfrau" im Hessepark oder Bauplastiken wie die "Justitia" am Oberlandesgericht, die Allegorie der Winde an den Landungsbrücken, seine "Flüsternden Wellen" am Elbhof, die "Diana" am Troplowitzhaus oder die Brunnenfiguren am Sievekingplatz. Weitere Grabmale werden für Friedhöfe in Dresden, Eisenach, Köln und Lausanne erwähnt.

Drei Grabmale in Kiel, Bad Oldesloe und Kassel

Im Folgenden sollen hier zunächst drei vereinzelt aufzufindende Grabmale Bocks "aus der Provinz" (die Bewohner jener Städte mögen verzeihen) vorgestellt werden, aus Kiel, Kassel und Bad Oldesloe.

Grabmal Francke, Kiel
Grabmal Francke, Südfriedhof Kiel (Foto: Schulze)

Das Grabmal Francke auf dem Südfriedhof in Kiel in der Saarbrückenstraße ist ein unspektakuläres, nichtsdestoweniger beeindruckendes Grabmal aus Sandstein, stark eingewachsen und kaum aufzufinden (Feld J). Die gesamte Grabfläche wird im hinteren Bereich durch einen halbkreisförmigen, 0,40 m hohen Sockel mit einem Durchmesser von 4,52 m gerahmt, seitlich abgestuft und an den Enden umknickend. Die heutigen zugehörigen Kissensteine sind neueren Datums, so dass die Bestattungen keinen Hinweis auf die Entstehung des Grabmals geben können. Auf dem Sockel stehen rechts und links zwei überlängte, schmale, 1,10 m hohe und stark stilisierte Urnen, deren Bahrtuchverhüllungen von kleinen, 0,75 m hohen Putten herabgezogen werden. Auf dem rechten, flachen Seitenstein finden wir die Signatur "PROF. ARTHUR BOCK HAMBURG".

Grabmal Ströh, Oldesloe
Grabmal Ströh, ev. Friedhof Bad Oldesloe (Foto: Schulze)

Beim Grabmal Ströh auf dem evangelisch-lutherischen Friedhof am Lindenkamp in Bad Oldesloe in der Nähe des Haupteingangs verwendet Bock ein ähnliches Motiv. Die 2,12 m hohe, sich nach oben verjüngende, gegiebelte Stele auf einem geböschten Sockel aus weißem Marmor zeigt auf der Vorderseite ein fast vollplastisches Relief von 1,40 m Höhe und einer Breite von 0,80 m: Zwei geflügelte Wesen lehnen sich seitlich auf eine große Deckelurne, durch deren Trageringe ein Bahrtuch geschlungen ist. Beide Figuren stehen mit gekreuzten Beinen da. Die rechte, weibliche Figur hat ihren Kopf auf ihre verschränkten Ärmchen auf die Urne gelegt und scheint zu schlafen, die linke männliche stützt sich hingegen auf. Die früheste Bestattung der Mühlenbesitzerfamilie aus Bad Oldesloe fand nach Auskunft der neueren, in einem Halbkreis verlegten Kissensteine 1924 statt, was ein Hinweis auf die Datierung sein könnte. Der Sockel ist seitlich rechts signiert mit "PROF. A. BOCK HAMBURG".

Grabmal Bickel, Kassel
Grabmal Bickel, Hauptfriedhof Kassel (Foto: Schulze)

Auf dem Hauptfriedhof in Kassel wird in der Abt. 2 ein Bock-Grabmal zur Übernahme in Patenschaft angeboten (Stand Sept. 2006). Das Grabmal Bickel aus Muschelkalk entstand 1907 oder 1914, diese beiden frühen Todesdaten finden sich als Inschriften. Auf einem leicht geböschten Sockel von 0,44 cm Höhe erhebt sich ein mehrfach gegliedertes Grabmal: Auf einem 0,64 cm hohen, nach vorne spitz vorspringenden Hauptsockel kniet nach rechts geneigt vor einer gestuften Rückwand ein 0,90 m hoher, Kreuz tragender Christus mit Dornenkrone, wobei das mächtige Kreuz selbst insgesamt 1,62 m aufragt. Christus trägt einen weiten, mantelartigen Umhang. Das Grabmal trägt die Inschrift "EIN BEISPIEL GEBE ICH EUCH". Auf dem Hauptsockel befindet sich rechts die stark verwitterte Signatur "PROF. ARTH[ur Bock]". - Das gleiche Motiv finden wir in ähnlicher Größe – allerdings als galvanoplastisches Relief der Firma WMF – bereits auf dem Ohlsdorfer Friedhof beim Grabmal Sievers in Feld Z 24 (Ohlsdorf-Katalog Nr. 1083). In kleinerer Fassung existiert das Relief ebenfalls in Ohlsdorf im Feld Y 30 (Hinweis bei Ohlsdorf-Katalog Nr. 1083). Die beiden Reliefs entstanden wohl um 1933, da sich Entsprechendes im WMF-Katog aus jenem Jahr wiederfindet (WMF-Katalog 1933, Nr. 10668), und sind damit später als das Kasseler Grabmal.

Zwei Plastiken in Privatbesitz

Zwei Plastiken befinden sich in Privatbesitz, ein Porträtkopf aus Gips und eine Bronze, Modell für ein Kriegergrabmal oder einen im Krieg Verstorbenen bzw. Gefallenen.

In Salzburg befindet sich in Privatbesitz eine kleine Plastik, ein Gipsporträt der 28-jährigen Maria Röhmhild (1914-1987), geschaffen in Berchtesgaden, als Bock sich dort nach seiner Ausbombung in Hamburg 1942 aufhielt. Bock wohnte damals in einer kleinen Pension in der Kälbersteinstraße, in der auch jene Maria Röhmhild wohnte, die ihren Schwager, einen Apotheker in Berchtesgaden, besuchte. Es handelt sich nach Auskunft der Familie dabei nicht um eine Auftragsarbeit, sondern um ein Geschenk. Bock überzog die Figur mit einer rotbraunen Farbe, um ihr einen Bronzecharakter zu verleihen. Etwa 1995/96 wurde nach einem Abguss die Figur im Auftrag der Familie von einer Gießerei in Altötting in Bronze gegossen. Der Kopf zeigt eine junge Frau mit straff anliegendem Haar, hinten zu einem Knoten gebunden. Eine Abbildung findet sich im Internet unter www.zahngesund.at. Unter dieser Adresse finden sich die Zahnarztpraxis des Sohnes der Dargestellten und ein Überblick über gesammelte Werke, die dort in einer Galerie ausgestellt sind. Für die Hintergrundinformation danke ich Herrn Dr. Ludwig Röhmhild.

Vaterland
Bronzeplastik "Vaterland", Privatsammlung Kiel (Foto: Schulze)

Eine weitere Plastik, eine 49,5 cm hohe Bronze mit dem Titel "Vaterland", befindet sich in Kiel im Besitz des Verfassers, erworben 1986 auf einem Kieler Flohmarkt. Eine Provenienz war nicht zu klären. Zur Darstellung: Neben einem mit einem Bahrtuch teilweise verhüllten Block steht ein nackter, in die Ferne blickender Mann, mit seinem rechten, abgewinkelten Bein auf dem Block kniend. Mit der Rechten hält er einen nackten, nach oben blickenden Knaben, der auf dem Block steht. Der Mann hat Eisenfesseln um die Handgelenke, verbunden mit einer Eisenkette, in der Linken ein zerbrochenes Schwert. Links neben dem Sockel hockt eine weibliche fast nackte Figur, mit ihrer Linken auf den Block gelehnt, ebenfalls in die Ferne blickend. Vermutlich handelt es sich um ein Modell für ein größeres (Hamburger?) Kriegerdenkmal, entstanden wohl um 1920; Fesselung und zerbrochenes Schwert dürften ein Hinweis auf den verlorenen Ersten Weltkrieg sein. Unterhalb der Figurengruppe ist der Schriftzug "VATERLAND" zu sehen. Die Bronze ist seitlich links signiert mit "PROF. ARTHUR BOCK HAMBURG" und auf der Rückseite mit der Angabe der Gießerei "Düsseldf. Broncegiesserei G.m.b.H." versehen.

Arthur Bock im Kunsthandel

Verschiedentlich tauchen Werke von Arthur Bock auch auf nationalen und internationalen Kunstauktionen auf, gelangen dann in aller Regel wieder in Privatbesitz und sind von daher kaum fassbar. Hier wäre ein Bedarf, forschend nachzuhaken.

In der Galerie Nagel in Stuttgart war am 2. Juni 1992 eine 30,7 cm hohe Steinskulptur "Hockender weiblicher Akt" angeboten worden, entstanden wohl in den 1920er- oder 1930er-Jahren. Eine Beschreibung ist Mangels eines Fotos nicht möglich. Die Galerie Burchard in St. Peterburg / Florida bot am 20. Juli 1997 eine 22,9 cm hohe Bronzeplastik mit dem Titel "Bänkelsänger bringt einer jungen Dame ein Ständchen" an. Das undatierte Werk (Art Deco) ist mit "A. BOCK" signiert. Dargestellt ist auf einer rechteckigen, flachen Sockelplatte ein kniender Sänger mit Laute, der einer tanzenden Schönheit den Hof macht. Eine Abbildung ist wegen der mangelhaften Darstellung im Internet nicht möglich.

In der Galerie Robert W. Skinner in Boston, Massachusetts, wurde am 8. April 2000 eine kleine Bronzeplastik "Weibliche Schlangenbändigerin" angeboten. Die kleine, nur 28,2 cm hohe Figur kam aus der Gießerei Brandstetter, entstanden vermutlich in den 1920er- oder frühen 1930er-Jahren. Dargestellt ist eine auf Zehenspitzen stehende, bekleidete schlanke weibliche Figur mit haubenartiger Kopfbedeckung, um deren anmutig ausgebreitete Arme sich eine Schlange ringelt.

In einer Kunstauktion im Internet (angeboten über "arteprice") wurde 2001 und 2002 eine Figur mit dem Titel "Kleopatra", eine 28,0 cm hohe Bronze, angeboten. Eine Beschreibung ist Mangels eines Fotos nicht möglich.

Auf einer Auktion im Dorotheum in Wien kam am 16. September 2002 ein Werk Arthur Bocks wohl aus den Jahren 1935/40 zum Verkauf, eine kleine, 84,0 cm hohe Bronze mit dem Titel "Frauenakt mit Ball". Eine Beschreibung ist Mangels eines Fotos nicht möglich.

"Liebespaar in Seerosenblatt" nennt sich eine kleine Bronzeplastik von 24,0 cm Höhe, die ebenfalls im Internet am 13. Mai 2006 in einer Kunstauktion (angeboten über "arteprice") angeboten wurde. Eine Beschreibung ist Mangels eines Fotos nicht möglich.

Im Kunsthaus von Zezschwitz in München und dann in der Internet-Kunstauktion arteprice vom 24. April 2006 wurde ein Modell (oder zwei verschiedene Modelle?) der "Diana mit Hunden" angeboten, eine 63,0 cm hohe Bronzeplastik von 1911, signiert auf der Sockeloberseite mit "A BOCK fec." und (hinten?) mit "DÜSSELDF. BRONCEGIESSEREI G.M.B.H.". Dargestellt ist die nach vorne ausschreitende Jägerin, ein Horn in der rechten Hand, an ihrer Seite zwei Barsois, wie wir sie aus dem Hamburger Stadtpark kennen.

Im Hamburger Kunsthandel war zuletzt im Antiquariat Joachim Lührs im Dezember 2006 ein Bronzeporträt von "Wilhelm Pieck" zu erwerben, signiert mit "Prof. Arthur Bock Hamburg", jetzt in Hamburger Privatbesitz.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Der Bildhauer Arthur Bock (November 2007).
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