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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Heino Jaeger - zum Ehrengrab und 25. Todestag eines fast vergessenen Hamburger Künstlers

Auf dem evangelischen Friedhof in Bad Oldesloe an der Hamburger Straße befindet sich seit 25 Jahren das Grab eines Künstlers, der im späten 20. Jahrhundert zeitweilig bekannt war und unter seinen Kollegen ein sehr hohes Ansehen genoss: der Satiriker und Maler Heino Jaeger (1938-1997). Seine letzten zehn Lebensjahre musste der in Hamburg-Harburg geborene Künstler in einem sozialpsychiatrischen Pflegeheim in Bad Oldesloe verbringen. Dort verstarb er am 7. Juli 1997 im Alter von 61 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Heino Jaeger hatte unter psychischen Problemen und Alkoholsucht gelitten, er war mittlerweile in der Öffentlichkeit weitestgehend in Vergessenheit geraten.

Seine Grabstätte hat eine besondere Geschichte. Nach seinem Tod erhielt Jaeger als verarmter Betreuungsfall auf dem Oldesloer Friedhof nur eine anonyme Sozialbestattung. Wie der Oldesloer Friedhofsleiter Jörg Lelke mitteilte, wurde ihm aber aufgrund einer privaten Initiative zum 10. Todestag im Jahr 2007 ein Grabstein gespendet. Dieser ist bis heute erhalten geblieben. Jörg Lelke berichtet weiter: "Da das Grab 2022 ausläuft, wird es durch den Friedhofsausschuss zum Ehrengrab erklärt und durch den Friedhof gepflegt und unterhalten. Anlässlich seines 20. Todestages hatte am 7.7.2017 eine Gedenkveranstaltung in der Auferstehungskapelle stattgefunden, die gut besucht und prominent besetzt war". Unter anderem waren der Musiker und Autor Rocko Schamoni sowie die Autoren Joska Pintschovius und Christian Meurer anwesend. Dies dokumentiert, dass Heino Jaeger und seine künstlerischen Leistungen inzwischen wieder stärker gewürdigt werden.


Grabmal auf dem Bad Oldesloer Friedhof (1)

Wer war Heino Jaeger? Bekannt wurde er als Komiker und Satiriker durch seine Rundfunksendungen
von den späten 1960er- bis zu den frühen 1980er-Jahren. In seinen Seriensendungen "Fragen Sie Dr. Jaeger" und "Dr. Jaeger antwortet" parodierte er populäre Ratgebersendungen, wie "Was wollen Sie wissen" (NDR). Dabei sprach er als "Beichtvater der Nation" zahlreiche Rollen selbst, denn Jaeger war ein guter Stimmenimitator. Ein Sketch wie "Passkontrolle" bildet eine Satire auf kleinbürgerliche Beamtenmentalität, "Witwe" spielt mit der spießbürgerlichen Bewunderung von militärischen Uniformen und Umgangsformen. "Sport aktuell" parodiert rhetorischen Unsinn und übetriebenes Pathos der Sportberichterstattung im Rundfunk. Neben Schallplatten- bzw. CD-Aufnahmen war der nonkonformistische Heino Jaeger auch als Maler und Zeichner aktiv. Im Oktober 1972 wurden seine Werke unter dem gezielt provokanten Titel "Heino Jaeger. Ein Maler des deutschen Reiches stellt in der ehemaligen Reichshauptstadt aus" in der Galerie Niebuhr auf dem Berliner Kurfürstendamm gezeigt. Ralf Busch gab in der Schriftenreihe des Harburger Helms-Museums 1988 einen Band mit Gemälden, Zeichnungen und Radierungen heraus.


Heino Jaeger Gedenkveranstaltung 2017 in der Kapelle Friedhof Oldesloe (2)

Heino Jaegers kabarettistisches Talent, das bis heute auf Videos über Youtube zu verfolgen ist, wurde von bekannten Kollegen wie Hanns Dieter Hüsch, Loriot und Eckhard Henscheid geschätzt und hochgelobt. Eine Würdigung in Buchform erschien zuerst 2005 unter dem Titel "Man glaubt es nicht - Leben und Werk Heino Jaeger" - herausgeben von seinem Freund Joska Pintschovius. Der 2012 fertiggestellte Dokumentarfilm "Heino Jaeger - look before you kuck" von Gerd Kroske brachte den Künstler ins Kino. Rocko Schamoni veröffentlichte 2021 den Roman "Der Jaeger und sein Meister". Last not least: Das Kunsthaus Stade wird vom 5. März bis 6. Juni 2022 anlässlich des 25. Todestages eine Retrospektive der bildnerischen Arbeiten von Heino Jaeger zeigen, zusätzlich ist ein Ausstellungskatalog erschienen.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Gemeinnützige Bestattungskultur (März 2022).
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