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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Sternenkinder-Friedhöfe: Eine neue Dokumentation von Grab- und Gedenkstätten frühverstorbener Kinder

Die Idee, sämtliche Sternenkinder-Friedhöfe, also Grab- und Gedenkstätten für frühverstorbene Kinder, in Schleswig-Holstein zu dokumentieren, entstand im Herbst 2019. Sie resultierte aus Gesprächen beim 15-jährigen Jubiläum des Vereins Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Schleswig-Holstein e.V. (VESH) am 1.September 2019 in Schleswig.

Es war bekannt, dass auf vielen Friedhöfen kleinere oder größere Anlagen für Sternenkinder vorhanden sind. Auch hat der VESH mit den "Himmelsbäumen" im nordfriesischen Wyk auf Föhr eine eigene Anlage eingerichtet, auf der jährlich Gedenkfeiern stattfinden. Den meisten aber waren nur die Einrichtungen im eigenen lokalen oder regionalen Umfeld bekannt. So wurde in mehreren Besprechungen die Idee entwickelt, an alle Friedhofsverwaltungen in Schleswig-Holstein einen Fragebogen zu senden, um die entsprechenden Anlagen, ihre Initiatoren, das Entstehungsdatum und weitere Informationen zu erfassen.

Der Rücklauf, der in der Geschäftsstelle des VESH in Schleswig gesammelt wurde, war mehr als ermutigend und in dieser hohen Zahl unerwartet. Inzwischen können über 70 Plätze in Text und Bild dokumentiert werden. Zu diesem Zweck hat der VESH eine eigene Homepage eingerichtet: www.Sternenkinder-Friedhof.de. Diese Übersicht, die nicht zuletzt eine interaktive Karte mit den bestehenden Anlagen enthält, wird laufend aktualisiert.


Neuer Friedhof in Westerland (Sylt)

Eine zusätzliche Broschüre bietet einen Aufsatz über "Vom Engelgottesacker zu Sternenkindern - Zur Kulturgeschichte des frühen Kindstodes" von Norbert Fischer und einen Aufsatz über "Sternenkinder und ihre Verwaisten Eltern - Zum Umgang mit verstorbenen Babys und der Bedeutung von Grab- und Gedenkstätten heute" von Elke Heinen.

Sodann verzeichnet die Broschüre in Text und Bild eine Auswahl der genannten Anlagen. Sie finden sich in größeren und kleineren Orten zwischen Lübeck und Westerland, Flensburg und Itzehoe im gesamten Bundesland. Die Dokumentation soll verdeutlichen, wie breitgestreut und einfallsreich das gestalterische Spektrum für die Sternenkinder ist, wie vielfältig die Bezeichnungen sind. An den Anlagen waren in der Regel mehrere, auf Friedhöfen tätige Personen und Gewerke beteiligt, wie Friedhofsverwalter, Kirchen- und Klinikvertreter, Steinmetze, Friedhofsgärtner, Bestatter u.a.


Friedhof in Eckernförde-Borby

Die Auswahl dokumentiert auch, wie sehr sich Trauer und Gedenken im öffentlichen Raum entfalten. Die betroffenen Hinterbliebenen können bei den Sternenkindern gemeinsam trauern und erinnern. Häufig finden auch zentrale Gedenkveranstaltungen an den einzelnen Orten statt. So sind die Kinder-Totengedenkstätten ein bedeutsamer Beleg dafür, dass Tod und Trauer mitten unter den Lebenden ihren Platz gefunden haben.


Himmelsbäume in Wyk auf Föhr

Himmelsbäume in Wyk auf Föhr

Friedhof in Schleswig-Friedrichsberg

Norbert Fischer und Elke Heinen (Hrsg.): Sternenkinder – Grab- und Gedenkstätten frühverstorbener Kinder in Schleswig-Holstein. Schleswig 2021, 52 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, ISBN 978-3-9822930-1-1

Zum Preis von 5,- Euro erhältlich bei: Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Schleswig-Holstein e.V., Friedrichstr. 7, 24837 Schleswig, Telefon 04261/9526070, Email: [email protected]

Fotos: Norbert Fischer und Elke Heinen

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