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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Auf Umwegen nach Ohlsdorf: Das Grab derer von Kielmansegg auf dem Althamburgischen Gedächtnisfriedhof

Der Freiherr Friedrich Christian von Kielmansegg erwarb 1679 das Gut Wandsbek und wohnte mit seiner zahlreichen Familie in der 1568 vom Grafen Heinrich von Rantzau errichtenden Burg.

Der Freiherr war ein gebildeter Mann, der viele Sprachen beherrschte, oft Auslandsreisen machte und eine große Bibliothek anlegte. Den durch einen Sturm stark beschädigten Turm der Wandsbeker Kirche ließ er auf eigene Kosten reparieren. Ein Gebäude am Mühlenteich, das er für seine Frau bauen ließ, nannte er Marienthal, womit dieser Name zum ersten Mal in Wandsbek auftaucht. Die Kielman(n)seggstraße liegt im jetzigen Stadtteil Marienthal.

Der Vater des Burgherrn, Johann Adolf von Kielmansegg, war Kanzler des Herzogs von Gottorf. Er hatte im Hamburger Mariendom eine zweistöckige Gruft als Erbbegräbnis für seine Familie errichten lassen, war aber selbst im Dom zu Schleswig beigesetzt worden. Der Wandsbeker Freiherr und seine Familie fanden dort ihre vermeintliche letzte Ruhe. Kurz bevor der Hamburger Dom 1806 nach dem Reichsdeputations-Hauptschluss in den Besitz der Stadt kam und abgerissen wurde, bettete man die Überreste derer von Kielmansegg um auf den Michaelis-Kirchhof vor dem Dammtor in ein ausgemauertes Grab, das die Stadt für 20 Jahre erworben hatte. Doch auch dieser Friedhof wurde Ende des 19. Jahrhunderts aufgelasssen und es erinnert nur noch die Straße "Bei den Kirchhöfen" an ihn.

Schließlich wurden 1914 die restlichen Gebeine der von Kielmansegg erneut umgebettet auf den neu errichten Althamburgischen Gedächtnisfriedhof in Ohlsdorf. Die Grabstätte erhielt die Bezeichnung "9. Domkapitel und Adel", aber aus unbekannten Gründen keine Namensplatte wie die Nachbargräber.

Erst durch den Bericht in einer Wandsbeker Monatsschrift wurde die Familie der nunmehr Grafen von Kielmansegg auf diesen Umstand aufmerksam und ließen im Jahr 2001 aus den Mitteln einer Familienstiftung eine würdige Grabplatte legen. Sie trägt den Namen des Gutsherrn Frh. Friedrich Christian v. Kielmansegg, seiner Frau Maria Elisebeth geb. v. Ahlefeldt, seiner Geschwister Johann Adolf und Sophie Auguste v. Buchwaldt, des Sohnes Nikolaus Friedrich, der Töchter Friederike Marie v. Ahlefeldt und Hedwig Margarete v. Jessen, sowie den Vermerk "5 früh verstorbene Kinder". Letzteres zeigt, dass damals die große Kindersterblichkeit auch die höheren Kreise nicht verschonte. Durch die neue Grabplatte besitzt auch Wandsbek in Ohlsdorf eine Gedächtnisstätte für eine bedeutende Persönlichkeit seiner Geschichte.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Zukunft der Friedhöfe (Februar 2002).
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