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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Petra Dimler-Wittleder: Trauern in Gemeinschaft – Eine Ethnographie des Trauerns.

Berlin 2010, 298 Seiten.

In ihrer Bremer Dissertation widmet sich Petra Dimler-Wittleder einem noch recht jungen Phänomen, das sie unter dem Thema "Trauern in Gemeinschaft" beschreibt. Sie bezeichnet die Tatsache, dass es seit den 1990er Jahren in Deutschland immer mehr Menschen gibt, die mit ihren Verlustgefühlen und ihrer Trauer Anschluss an Gleichgesinnte in Gruppen suchen, als bedeutsame Zäsur. Zwar sei es, so die Ethnologin, gesellschaftlich-kulturell durchaus legitim, eine gewisse Zeit zu trauern und diese Trauer auch zu zeigen. Aber bereits kurz nach der Beerdigung stößt man in der Gesellschaft mit offenen Emotionen des Verlustes auf Irritationen: "Von Hinterbliebenen wird heute z. B. erwartet, dass sie die Gesamtheit ihrer sozialen Funktionen nach einem Todesfall baldmöglichst wieder erfüllen. Beim Tod von nahen Familienangehörigen ist die Zuverlässigkeit im beruflichen Alltag ohne große Rücksicht eingefordert" (S. 9). Seit den 1990er Jahren gibt es in Deutschland Trauernde, die Austausch suchen. Sie finden sich in Gruppen zusammen und machen ihre Trauer öffentlich: „In diesen Trauergruppen ist ein Verstehen und eine Hilfe der Trauernden untereinander möglich. Vor allem haben sich Angehörige vernetzt, die ein besonders schweres Schicksal zu meistern haben, wie den Tod eines Kindes oder den Suizid in einer Familie” (S. 11).

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Memorials auf Friedhöfen (Oktober 2010).
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