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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Grabkultur in Deutschland – Geschichte der Grabmäler

Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal/Museum für Sepulkralkultur, Kassel. Berlin 2009 (Reimer-Verlag), 424 Seiten, zahlreiche s/w-Abb.

Bisher wurde die Geschichte der Grabmale fast nur anhand jener großartigen Kunstwerke abgehandelt, die für Päpste, Kaiser und Könige, Herrscher und Fürsten und andere hochgestellte Persönlichkeiten aufgestellt worden sind. Doch es gibt auch eine Geschichte der Grabmalkultur, die von den "normalen" Stadt- und Landbewohnern erzählt. Doch wurden ihre Erinnerungszeichen bisher nur selten und meistens nur in Einzeldarstellungen gewürdigt. Mit "Grabkultur in Deutschland" legen die Autoren der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal in Kassel (AFD) erstmals eine umfassende Darstellung der Entwicklung des freistehenden Einzelgrabmales im deutschsprachigen Raum vor. Das Buch setzt sich aus einzelnen Beiträgen zusammen. Einige Verfasser haben dabei schon an der Geschichte der Friedhöfe, die im Jahr 2003 unter dem Titel "Raum für Tote" von der AFD herausgegeben wurde, mitgearbeitet und führen ihre Forschungen zur Sepulkralkultur hier weiter fort.

Um die historische Entwicklung darzustellen wird im ersten Teil sozusagen ein chronologischer Längsschnitt durch die Grabmalgeschichte gelegt. Sein Schwerpunkt liegt auf der Blütezeit der Grabmalsetzung vom 19. bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Der einführende Beitrag geht dabei bis zu den Anfängen der Grabmalsetzung zurück und definiert zugleich den Untersuchungsbereich, während mit dem Grabmal im Landschaftsgarten die geistesgeschichtlichen Grundlagen der nachfolgenden "memorialen" Blütezeit beleuchtet wird, die in den beiden folgenden Beiträgen in ihrer plastischen und formalen Ausgestaltung vorgeführt werden. Ein besonderes Kapitel der Grabmalgeschichte, das völliges Neuland betritt, wird mit den Auswirkungen der Industrialisierung ins Blickfeld gerückt. Von dort führt der Weg zum einen zu der neuen Form der Aschenbeisetzung, zum anderen zu den Reformbestrebungen des beginnenden 20. Jahrhunderts. In den beiden folgenden Beiträgen wird die Entwicklung der Grabmalgestaltung in der DDR beleuchtet und ein Blick auf die neuesten Tendenzen der Anonymen Bestattung – also die neuartige Bezeichnung eigentlich zeichenloser Grabstätten – ermöglicht.

Im zweiten Teil werden dann unterschiedliche thematisch begründete Querschnitte gelegt, in denen einzelne Gestaltungsmerkmale und Grabmalgruppen der Grabmalgeschichte dargestellt werden: Inschriften und Symbole, das Gemeinschaftsgrabmal, Grabzeichen für Soldaten, sowie politische motivierte Grabzeichen, Erinnerungsmale für Kinder und die neue Entwicklung der Grabfelder und -zeichen für Totgeborene, sowie die regionale Grabmalkultur am Beispiel der Nordseeküste stehen hier ebenso im Mittelpunkt wie Vorlagen für Grabmale und Grabmale aus Holz und Metall.

Die Entwicklungslinien, die in den beiden Teilen des Buches bis in die Gegenwart hinein geführt werden, münden am Schluss in eine Betrachtung der neuesten Grabstättenkultur zu Beginn des 21. Jahrhunderts, womit ein Ausblick auf gegenwärtige und vielleicht auch zukünftige Tendenzen gegeben werden soll, die zeigen können, dass sich zwar die Gestaltung der "Zeichen für Tote" wandelt, dass aber der Wunsch solche Zeichen zu setzen und an die Dahingegangenen zu erinnern von Dauer ist.

An dem Werk haben mitgewirkt: Gerold Eppler, Barbara Leisner, Helmut Schoenfeld, Reiner Sörries, Barbara Happe, Sylvina Zander, Dagmar Kuhle, Stephan Hadraschek, Gerhard Seib, Sascha Winter und Norbert Fischer.

(Auszüge aus der Einführung zum Buch von Barbara Leisner)

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Neuzeitliche Gruftanlagen (November 2009).
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