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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Isabella Ackerl / Robert Bouchal / Ingeborg Schödl: Der schöne Tod in Wien. Friedhöfe. Grüfte. Gedächtnisstätten.

Pichler Verlag, Wien-Graz-Klagenfurt 2008, 165 Seiten, zahlreiche Abbildungen

Wie schon der Titel sagt, geht es hier um Schönheit. Schon im Vorwort schreiben die beiden Autorinnen, dass der Tod zwar nicht schön sei, "’Schön’ wollen ihn aber die Zurückgebliebenen in Erinnerung haben". Und so haben sie ein besonders schönes Buch über Friedhöfe im Wiener Raum vorgelegt, wozu besonders die stilvollen Fotos von Robert Bouchal und die teure Aufmachung mit reicher zum Teil beidseitiger Bebilderung in Hochglanz beitragen.

Dabei haben Isabella Ackerl und Ingeborg Schödl sozusagen das Schönste und Interessanteste aus dem großen Angebot der Wiener Begräbnisstätten in einzelnen Themenbereichen zusammengetragen. Nach einem einführenden Kapitel mit dem Titel "Vom Massengrab zur ,schönen Leich’", der im Eiltempo den Weg von den Einbalsamierungen der Pharaonen bis zur Bestattung in der Gegenwart abschreitet, werden verschiedene Orte des Totengedenkens in Wien und Umgebung in zusammenfassenden Beiträgen abgehandelt: Über Krypten, Grüfte und Zufluchtsstätten geht es zu Friedhöfen, die durch private Initiative bewahrt geblieben sind – den St. Marxer Friedhof, den Friedhof der Namenlosen und den Kahlenberger Friedhof.

Dann lernt der Betrachter einige aufgelassene Friedhöfe kennen, die heute zu "gesichtslosen" Parks umgestaltet sind, und wird mit jüdischen Friedhöfen vertraut gemacht. Das folgende Kapitel "Stätten der Liebe, der Erinnerung, der Trauer. Grabdenkmäler und private Gedächtnisorte" enthält eine sehr persönliche Auswahl einiger berühmter Denkmäler, wobei besonders die Konzentration auf den Widerstand gegen die Nationalsozialisten auffällt. Dem folgen Soldatenfriedhöfe und Kriegerdenkmäler. Abgeschlossen und sozusagen gekrönt wird das Buch von dem Heldenberg in Klein-Wetzdorf, der durch das Buch "Pargfrider" von Stefan Heym bekannt geworden ist. Hier hat der Fotograf eine besondere Großtat vollbracht. Dadurch, dass er mit seinem Gleitschirm aufgestiegen ist, kann man in einer ungewöhnlichen Luftaufnahme zum ersten Mal die ganze Anlage in einem Blick erfassen.

Insgesamt handelt es sich also um einen sehr ansprechender Bildband für den Liebhaber alter Friedhöfe und Grüfte, der allerdings nicht das hält, was der Titel impliziert: Dieses Buch gibt keinen umfassenden Überblick über die Wiener Erinnerungskultur, dafür aber einen interessanten Einblick.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Musealisierung der Friedhöfe (Februar 2009).
Erkunden Sie auch die Inhalte der bisherigen Themenhefte (1999-2024).