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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

"Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…":

Gespräch mit Holger Andresen, neuer Vorsitzender des Förderkreises Ohlsdorfer Friedhof

Das Gespräch führte Henning Hammond-Norden am 22. Juni 2009

Henning Hammond-Norden: Herr Andresen, als ich Sie anlässlich einer Veranstaltung vor ca. 2 Jahren fragte, ob nicht Sie ein möglicher Kandidat für den ersten Vorsitzenden des Förderkreises seien, lehnten Sie ab. Warum?

Holger Andresen: Zu der Zeit hatte ich nur wenige Hintergrundinformationen über die Aufgaben, die auf mich zukommen würden. Um es einmal bildlich auszudrücken: Ich stand vor einer großen Schrankwand, die viele Türen hatte. Nur einige von diesen Türen hatte ich bisher geöffnet, wusste also nicht, was mich alles erwarten würde. Außerdem hatte ich noch eine sehr zeitaufwendige Beratertätigkeit in meiner Firma und konnte schon aus Zeitgründen nicht zusagen.

H. H.-N.: Daran knüpft sich sogleich meine nächste Frage: Und jetzt haben Sie – zu unser aller Freuden, wenn ich das einmal so sagen darf – "Ja" gesagt, warum nun?

H. A.: Nachdem ich mir ein Jahr lang als Beisitzer im Vorstand einen erweiterten Einblick in die (Vorstands-) Arbeit machen konnte und mir außerdem der Unterstützung des gesamten Teams sicher war, sagte ich JA! Bei Hermann Hesse heißt es an einer Stelle in seinem Gedicht "Stufen": "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…" Genauso empfand ich das auch.

H. H.-N.: Herr Andresen, die Aufgaben eines ersten Vorsitzenden in einem Verein wie dem unsrigen sind groß und vielfältig. Wir, die bisherige "Vorstandsmannschaft", werden Sie nach Kräften unterstützen. Glauben Sie, dass weitere Unterstützung erforderlich sein wird?

H. A.: Ja, bestimmte Schlüsselpositionen möchte ich gern bis Ende des Jahres neu besetzt haben, ich denke da zum Beispiel an eine langfristige Tätigkeit im Bereich der Buchhaltung. Immerhin bedarf es bei dieser Aufgabe einer umfänglichen Einweisung, und es wäre schön, eine Person, unseres Vertrauens, zu finden. Darüber hinaus sollten wir eine Person im Hintergrund haben, die abrufbereit ist und unsere Fragen im Computerbereich beantworten kann. Das scheint mir auch im Hinblick auf unsere zahlreichen ehrenamtlichen Helfer sehr wichtig zu sein.

H. H. - N.: Meine nächste Frage haben Sie zum Teil schon beantwortet, ich stelle sie trotzdem. Wünschen Sie sich mögliche personelle Veränderungen, Erweiterungen oder Umbesetzungen?

H. A.: Nein, Veränderungen oder Umbesetzungen wünsche ich mir nicht. Ich bin sehr froh, auf die Erfahrungswerte des bestehenden Teams zurückgreifen zu können. Aber ich erhoffe mir eine Erweiterung des Teams bei den Friedhofsführungen – hier besteht großer Bedarf, was ebenso für die Museumsbetreuung gilt. So hoffe ich, noch weitere Personen "ins Boot" holen zu können, die Lust zu solcher ehrenamtlicher Tätigkeit haben. Auch unsere Dokumentation, die wir hier betreiben – es ist ein sehr umfangreiches Archiv – kann Hilfe gebrauchen. Wir haben für diese Arbeit einen Spezialisten, der auch gern sein Wissen weitergeben möchte.

H. H.-N.: Welche Ziele haben Sie sich für den Förderkreis gesetzt?

H. A.: Unser Kultur- und Förderkreis lebt von Ideen. Ich möchte gern jüngere Mitarbeiter gewinnen, die von den Erfahrungen der Älteren profitieren können. Auch wünsche ich mir eine noch bessere öffentliche Darstellung unserer Aktivitäten, die wir auf und für den Friedhof leisten. Dazu würde ich mir auch wünschen, dass die Medien, wie z.B. lokale Zeitschriften, Stadtteilzeitungen und Rundfunksender über unsere Arbeit berichten. Dann würde ich es auch begrüßen, wenn wir bei den öffentlichen Führungen jeden ersten Sonntag im Monat an unserem Infostand noch gezielter darauf hinweisen, welche Personen wir für welche Tätigkeiten suchen. Auch wünsche ich mir für unseren Förderkreis einen Schirmherren. Das sollte eine allen bekannte Persönlichkeit sein, die unsere Tätigkeiten und Ideen noch besser nach außen trägt und dem breiten Publikum bekannt macht.

H. H.-N.: Ist unter den Zielen eines – oder mehrere –, welches für Sie besondere Priorität hat?

H. A.: Mit besonderer Priorität – bezogen auf die nächsten 12 Monate – auch im Sinne der Friedhofsverwaltung, mit der wir ja ohnehin schon eine gute und enge Zusammenarbeit pflegen, sollten wir die so genannte "Dichterecke" neu und übersichtlicher gestalten. Im Museum sollten wir Infos hierzu bereithalten, vielleicht einen Flyer neu erstellen, ein Faltblatt, auf dem Rundgänge angeboten werden. Hier besteht meiner Meinung nach erheblicher Bedarf, denn weiten Teilen der Bevölkerung sind diese Gräber – besonders im Zusammenhang – nicht bekannt. Als weiteres – kurzfristiges – Ziel möchte ich nennen, dass wir das Grabmal, besser gesagt das ganze Ensemble, der Juliane Louise Prinzessin von Ostfriesland restaurieren bzw. dieses Vorhaben vorantreiben wollen.

H. H.-N.: Herr Andresen, bitte erzählen Sie uns etwas über Ihre bisherige berufliche Tätigkeit.

H. A.: Ich fange mal früh an. Ich komme aus Flensburg, dort habe ich die Dänische Schule besucht. Dänisch war meine erste Sprache – neben Plattdeutsch. Mit 10 Jahren habe ich Deutsch – als Fremdsprache (!) – dazubekommen. Nach dem Abschluss der Mittleren Reife machte ich eine Ausbildung als Elektriker, dann als Krankenpfleger, anschließend habe ich eine Weiterbildung zum Anästhesie- und Intensivfachpfleger mit Examen am UKE gemacht. War dann einige Jahre in der Anästhesie- und Intensivmedizin tätig. Danach wechselte ich in die Industrie, wo ich 11 Jahre als geprüfter Pharmareferent im Außendienst tätig war. Spezielle Gebiete waren die Mikrobiologie und Antibiotika. In den letzten 21 Jahren war ich im Vertrieb als Referent für Medizintechnik tätig mit Schwerpunkt Schulung, Einweisung und Verkauf von medizinisch-technischen Geräten, vom Überwachungsmonitor bis zum Beatmungsgerät. Es war eine sehr umfangreiche, vielschichtige aber auch erfüllende Tätigkeit.

H. H. - N.: Glauben Sie, Ihre bisherige Tätigkeit wird hilfreich sein, den Förderkreis möglichst 15 oder mehr Jahre zu leiten?

H. A.: Ja, ich denke schon. Während meiner beruflichen Tätigkeit war ich unter anderem für die Durchführung von Tagungen, Kongressen und Schulungen verantwortlich. Hier also war Teamarbeit gefragt und die Absprachen mit allen Beteiligten eine sehr wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Veranstaltungen. Diese Erfahrungen kann ich auch für die tägliche Arbeit im FOF nützlich einbringen.

H. H.-N.: Sie sind nun 3 Monate im Amt. In der Politik wird nach den berühmten ersten 100 Tagen nach Erfolgen gefragt. Können auch Sie schon welche verzeichnen?

H. A.: Als Erfolg sehe ich, dass ich während der letzten Monate immer wieder die Möglichkeit hatte, mit vielen unserer aktiven Mitgliedern ein persönliches Gespräch zu führen, einfach um mal in Erfahrung zu bringen, wie sieht der Kollege, das FOF- Mitglied seine Situation, was kann/muss verändert/verbessert werden. Ebenso ist für mich der Kontakt zur Friedhofsverwaltung sehr wichtig. Für die Zukunft habe ich mir vorgenommen, diese Kontakte noch intensiver zu gestalten.

(Anmerkung H. H.-N.: Und wenn dann der 20.9.2009 – 20 Jahre FOF – gut verläuft, möchte ich das gern als Erfolg Herrn H. A. zurechnen – jedenfalls zum großen Teil.)

H. H.-N.: Herr Andresen, welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?

H. A.: Für die Zukunft wünsche ich mir, dass der Förderkreis einen noch größeren Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit erhält. Ferner, dass wir die Umsetzung der Projekte im Sinne unserer Satzung mit nachhaltiger Wirkung durchführen können. Auch dass ich Anregungen für neue Projekte aus den eigenen Reihen erhalte und dass ein regelmäßiger Informationsaustausch im Team stattfindet. Ich möchte es mal mit einem Wort von Shakespeare sagen, wobei dieser Satz zugleich mein ganz persönliches Motto für meine Arbeit im Förderkreis ist: Was ihr nicht tut mit Lust, gedeiht euch nicht. Ich glaube ganz sicher, dass ein solches Motto eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Tätigkeit in einem Ehrenamt ist.

H. H.-N.: Herr Andresen, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Friedhofsführer (August 2009).
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