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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Ein Mausoleum des Trostes

Mit seiner knapp 300 Quadratmetern überbauter Grundfläche ist das Mausoleum von Schröder das größte bürgerliche Mausoleum Nordeuropas.

Es ist eines von siebzehn Mausoleen auf dem Ohlsdorfer Friedhof und steht auf einem kleinen Hügel gegenüber der Kapelle 7. Im Jahre 1906 wurde es im Auftrag des Freiherrn Charles von Schröder (1826-1909) errichtet.

Der von dem Architekten Edmund Gevert entworfene achteckige Mainsandsteinbau im Stil der Neoromanik fasst 24 Gruftzellen, die in die rückwärtige Wand eingelassen sind. Die Türflügel im Südwesten sind reich verziert. Das Familienwappen, das Relief eines lammtragenden Jünglings sowie die drei, das Portal einrahmenden Säulen, sind reich verziert. An der Kuppeldecke sind christliche Symbole gezeichnet. Durch bunt verglaste Fenster mit Szenenbildern aus dem Leben Jesu sowie Aposteldarstellungen scheint ein Hauch von Tageslicht. Auch der farbenprächtige Marmorboden ist symbolreich.

Unweit des Gebäudes steht die marmorne Skulptur "Das Schicksal", die 1905 von dem Bildhauer Hugo Lederer (1871-1940) geschaffen wurde. Das bekannteste Werk von Lederer in Hamburg ist übrigens das Bismarck-Denkmal, das sich auf der Elbhöhe nahe den St. Pauli Landungsbrücken befindet. "Das Schicksal", welches bis 1956 im Garten der Kaufmannsfamilie Eduard Lippert am Harvestehuder Weg stand und darauf der Stadt Hamburg geschenkt wurde, zeigt die Figur der "grausamen Gräfin", die zwei am Boden liegende Menschen an den Haaren hinter sich her zerrt.

Die letzte Beisetzung im Mausoleum fand 1958 statt. Seitdem war das Gebäude ungenutzt. Die Decke ist undicht, die Tür marode, Moos überwuchert die Wände, das Mauerwerk ist feucht und bröckelig. Die Nachkommen des Freiherrn von Schröder konnten oder wollten sich die notwendige Grundsanierung ihres Familiengrabes nicht leisten.

Im Frühjahr dieses Jahres hat der Hamburger Kulturinvestor Klaus Martin Kretschmer das Objekt für die nächsten hundert Jahre übernommen. Kretschmer möchte diesen Ort "von der Dunkelheit ins Licht führen, es in seiner ganzen Schönheit und seinem tröstenden Glanz erstrahlen lassen". Hierzu sind einige Sanierungsmaßnahmen notwendig, mit denen in Kürze begonnen wird. Ein adäquates Nutzungskonzept wird zur Zeit erarbeitet. Nur soviel ist schon sicher: Es wird unter dem Motto "Trost" stehen.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Katastrophen und Unglücksfälle (Mai 2009).
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