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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Das "Lotsenhaus" in Hamburg-Altona

An die überraschten Gesichter haben sich die Lotsenhaus-Mitarbeiterinnen Annette Foshag und Peggy Steinhauser mittlerweile gewöhnt.

"Viele Besucher wundern sich zunächst, dass es bei uns um Abschied, Trauer und Gedenken geht", erzählt Foshag. "Offensichtlich entsprechen unsere hellen und freundlichen Räume so gar nicht dem Bild, das die Menschen üblicherweise von einem Trauer- und Bestattungshaus haben. Das freut uns, denn genau das wollten wir erreichen."

Offenheit und Transparenz – nach diesen Grundsätzen bietet das Lotsenhaus in Hamburg-Altona seit Juni 2007 einen geschützten Ort für Menschen, die von einem Verstorbenen Abschied nehmen wollen, oder die Unterstützung benötigen, um den Verlust eines Angehörigen zu bewältigen. Darüber hinaus steht es all jenen offen, die sich über das Thema Trauer informieren wollen – sei es aus privatem oder beruflichem Interesse. "Unsere drei Säulen – Trauerhaus, Bestattungshaus und Veranstaltungshaus – wurden von Beginn an gut angenommen. Das zeigt, dass unsere Arbeit dem Bedürfnis nach einem würdevollen und individuellen Abschied entgegen kommt", resümiert Annette Foshag, die im Lotsenhaus praktische Hilfe bei der Bestattung bietet. Sie übernimmt zum Beispiel die notwendigen Formalitäten, organisiert die Überführung und die Trauerfeier.

Lotsenhaus
Veranstaltungsrunde im "Lotsenhaus" in Hamburg-Altona. Foto: Lotsenhaus

Dabei legt Annette Foshag besonderen Wert darauf, die Hinterbliebenen einzubinden und ihnen Wege aufzuzeigen, ihrer Trauer einen persönlichen Ausdruck zu verleihen. "Ich versuche zu verdeutlichen, dass eine aktive Trauerarbeit sehr wichtig ist", erzählt sie. "Wer bei uns zum Beispiel eine Totenwache abgehalten hat, ist im Nachhinein sehr dankbar dafür, weil es ihm hilft, den Verlust zu verarbeiten."

Möglichkeiten eröffnen, mit dem Schmerz umzugehen: Darum geht es auch im Trauerhaus. Dort unterstützt Peggy Steinhauser Trauernde dabei, in den Alltag zurückzufinden oder ihre zum Teil chaotische Gefühlswelt zu ordnen. "In den Einzel- und Gruppengesprächen steht oft die Frage im Raum, wie man richtig trauert. Das belegt, wie verunsichert die Menschen ihren Emotionen gegenüberstehen und wie wenig sie auf diese Situation vorbereitet sind. Wenn es mir gelingt, Unsicherheiten zu nehmen und Perspektiven aufzuzeigen, ist schon viel gewonnen", berichtet Peggy Steinhauser.

Die Aspekte Abschied, Trauer und Gedenken frühzeitig in das Leben zu integrieren, ist auch Ziel der zahlreichen Kulturveranstaltungen des Lotsenhauses. So gab es im ersten Jahr bereits mehrere Ausstellungen, vielfältige Seminarangebote und offene Informationsabende. Peggy Steinhauser: "Die Veranstaltungen helfen Menschen, Hemmschwellen abzubauen und sich dem Thema Abschied und Tod anzunähern. Diesen Weg werden wir weitergehen, um das Thema noch mehr als bisher in die gesellschaftliche Mitte zu holen."

Kontakt: [email protected] – Programm: www.hamburg-leuchtfeuer.de

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Friedhöfe zwischen Elbe und Weser (August 2008).
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