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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Neues aus dem Garten der Frauen auf dem Friedhof Ohlsdorf

Zu den Festlichkeiten anlässlich des sechsjährigen Bestehens des Gartens der Frauen am 8. Juli 2007 waren viele Besucher gekommen.

Kernstück der Veranstaltung im "Europäischen Jahr der Chancengleichheit für alle" war die Einweihung eines Steines, der an Frauen erinnert, die wegen ihrer Religion, Weltanschauung, ihrer Behinderung oder ihres Geschlechtes diskriminiert wurden.

Mit der Einweihung eines Erinnerungssteins für Gunda Werner (1951-2000) und Emily Ruete, geb. Salme, Prinzessin von Oman und Sansibar (1844-1924), setzt der Verein Garten der Frauen e.V. ein Zeichen für Chancengleichheit homosexueller Frauen und Männer und von Zuwanderinnen und Zuwanderern. Eingefügt in die Erinnerungsspirale, werden ihre Namen auf einem rustikalen und oben abgeschrägten Säulenstumpf aus Elbsandstein genannt. Eine auf die Schräge gesetzte und drehbare Erdkugel steht als Symbol für Zuwanderung, der Fries von Schmetterlingen darauf als das der Lebenserneuerung und ewigen Wandlung. Seine an eine Doppelaxt (Labrys) erinnernden Schmetterlingsflügel sind ein heutiges Symbol für frauenliebende Frauen.

Erinnerungs-Stein
Erinnerungsstein für Gunda Werner und Emily Ruete, geb. Salme, Prinzessin von Oman und Sansibar, im Garten der Frauen (Foto: Schulze)

Ein weiterer Erinnerungsstein wird zum Tag des Friedhofs, am 16. September aufgestellt sein und dann eingeweiht. Er gilt für Margarethe Meyer-Schurz (1833-1876), die Wegbereiterin des Kindergartens in den USA. Der Stein in Form eines Kubus aus Elbsandstein wird in die Erinnerungsspirale des Gartens eingefügt.

Margarethe Meyer-Schurz war die jüngste Tochter des vermögenden Hamburger Kaufmanns Heinrich Christian Meyer. Durch ihre älteren Schwestern Amalie (verh. Westendarp) und Bertha (gesch. Traun, verh. Ronge) kam sie früh mit den Fragen der Zeit um Demokratie, Freiheit, Bürgerrechte, Frauenbildung und Kindererziehung nach Fröbels Leitsätzen in Berührung. 1849/50 war sie eine Schülerin Friedrich Fröbels und besuchte die Hamburger Hochschule für das weibliche Geschlecht. Sie heiratete den im Londoner Exil lebenden Anhänger der bürgerlichen Revolution von 1848 Carl Schurz, den späteren US-Innenminister. Das Paar wanderte in die USA aus, wo Margarethe Meyer-Schurz in ihrem Wohnhaus in Watertown 1856 einen Kindergarten gründete. Später fand sie ein kleines Haus im Stadtzentrum – es wurde der erste Kindergarten in den USA. Mit ihm gab Margarethe Meyer-Schurz den Impuls zu einem neuen und neuartigen Erziehungssystem in den USA und öffnete den Kindergarten-Gedanken einem ganzen Kontinent. Margarethe Meyer-Schurz starb in New York nach der Geburt ihres fünften Kindes an Kindbettfieber. Ihr Leichnam wurde nach Hamburg überführt und in der Meyerschen Familiengruft beigesetzt, der Sarg 1914 auf den Ohlsdorfer Friedhof umgebettet. Das einstige Kindergarten-Gebäude in Watertown wurde 1957 zu einem Museum.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Kapellen in Ohlsdorf Orte des Abschieds (August 2007).
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