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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Grab- und Gedenkstätte für Fehl- und Totgeburten in Bad Oldesloe

Seit dem Frühjahr dieses Jahres gibt es nun auch in Bad Oldesloe eine Grab- und Gedenkstätte für Fehl- und Totgeburten. Am 3. Juni wurden der Platz und die Stele, die ein örtlicher Steinmetz gestiftet hat, mit einem Gottesdienst eingeweiht.

Die gesetzliche Bestattungspflicht sieht eine Beerdigung erst vor, wenn das gestorbene Kind mindestens 500 g wiegt, wiegt es weniger, wird von einer Fehlgeburt gesprochen. Eine Eintragung ins Personenstandbuch gibt es nicht; es ist, als hätte es dies beginnende Leben nicht gegeben. Außenstehende registrieren den Verlust der Eltern nicht, weil „es ja noch nichts zu sehen gab“, oder sie reagieren hilflos und versuchen das Thema zu vermeiden.

Zu dem Schmerz der Betroffenen kommt das Gefühl, mit der Trauer allein zu sein. Eltern, die sich auf ihr Kind gefreut haben, haben schon während der Schwangerschaft mit ihrem Kind gelebt. Sie haben sich vorgestellt, wie es sein wird, wenn dieses Kind geboren ist. In ihrer Phantasie haben sie es vielleicht mit den Geschwistern spielen sehen, laufen und lachen. Von diesen Träumen und Vorstellungen gilt es, Abschied zu nehmen.

Oldesloe
Gedenkstätte für Tot- und Fehlgeburten in Bad Oldesloe (Foto: Fischer)

Auf dem Sockel der Stele, die aus weißem Jura-Kalkstein gefertigt ist, steht eine Inschrift: „Du bist ein Kind der Sehnsucht; du wurdest zu einem Kind der Trauer; du bist gesegnet; gesegnet ist deine Trauer.“ Je nachdem, welche Perspektive der Besucher einnimmt, ist nur ein Teil der Inschrift zu lesen, geht er um die Stele herum, ist der Satz als Ganzes zu lesen. Die Trauer um das nicht geborene Kind hat verschiedene Seiten; den Tod annehmen zu können ist ein Prozess, der seine Zeit und auch einen Ort braucht. Sich lösen und weitergehen, ist erst möglich, wenn Abschied genommen wurde. Die Grabstelle ist bepflanzt mit Immergrün, Symbol der Hoffnung. Im Frühling werden bunte Tulpen blühen, aber vielleicht werden Besucher auch Eigenes als persönlichen Gruß auf den Platz legen.

Die Grabstelle und die halbjährlich stattfindenden Trauerfeiern werden von der evangelischen Kirchengemeinde, dem örtlichen Bestatter und der Asklepios-Klinik Bad Oldesloe unterstützt und finanziell getragen.

Kontakt: Pastorin Ingrid Schumacher, Seelsorgerin in der Asklepios-Klinik Bad Oldesloe, [email protected]; Tel. 04531-681411

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Geschmiedete Friedhofskunst (August 2005).
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