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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Elke von Kuick-Frenz: Anwalt des sozialen Grüns.

Die funktionale und gestalterische Entwicklung öffentlicher Grün- und Freiflächen am Beispiel der Planungen Otto Linnes, Dissertation, TU Berlin 1999, Hamburg 2000, 2 Bände, 570 Seiten, ISBN 3-928111-14-0.

Otto Linne (1869-1937) war von 1914-1933 der erste Garten- und Friedhofsdirektor Hamburgs. Er war von Fritz Schumacher, dem Leiter des Hochbauwesens, empfohlen worden, um hier eine moderne Gartenbauverwaltung aufzubauen. Beide waren gleichaltrig und haben ihre Jugend in Bremen verbracht. Der Name Linne ist in Hamburg immer noch ein Begriff, wenn es um die Ursprünge bekannter Grünanlagen geht. Nähere, zusammenfassende Hintergründe seines Wirkens waren bisher aber kaum bekannt. Diese Lücke ist nunmehr geschlossen.

Die Dissertation gibt nicht nur Einblicke in die Zeitgeschichte und Freiraumplanung Hamburgs, sie erschließt dem Leser auch Linnes Wirken ab 1894, als ihm in Magdeburg erstmals öffentliches Grün anvertraut wurde, und reicht über seine Tätigkeiten in Erfurt und Essen bis 1933, als er in Hamburg, von einem Nationalsozialisten diffamiert, nicht mehr wie gewollt, über sein Pensionsalter hinaus weiter wirken konnte. Linne wird als kompromisslos sozialengagierter Gartenarchitekt und radikaler Funktionalist vorgestellt.

Die Verfasserin recherchierte ausführlich über seinen Kampf um das "soziale Grün" und stellt die Ergebnisse ausführlich und mit zahlreichen historischen Abbildungen vor: eine Fundgrube vor allem für Gartenhistoriker und Zeitgeschichtler. Dass dabei auch auf die zeittypische Friedhofsgestaltung eingegangen wird, und die Friedhofserweiterung Ohlsdorf einen breiten Raum einnimmt, ist fast zwangsläufig. Das Buch ist daher eine ausgiebige Quelle für die Betrachtung von Reformbestrebungen in der Gartenkunst und Friedhofsgestaltung im beginnenden 20. Jahrhundert. Es zeigt zugleich die Entwicklung und Leistungsfähigkeit einer eigenständigen Gartenbauverwaltung unter Linne auf, ein Grundstein des durchgrünten Hamburgs von heute.

Der "Anwalt des sozialen Grüns" gewinnt mit diesem Buch an Kontur und tritt heraus aus dem Schatten des bekannten Oberbaudirektors Fritz Schumacher. Mit ihrer Arbeit würdigt die Verfasserin einen bescheidenen, aber großen Gartenarchitekten, für den Leser hält sie mancherlei Überraschungen bereit.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Kind und Tod (August 2001).
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