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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Ausbildung zum Bestattungsfachwirt/Bestattungsfachwirtin

Der folgende Text wurde uns von Herrn Litzenroth, Groß-Hamburger Bestattungsinstitut GBI, zum Abdruck zur Verfügung gestellt. (Die Redaktion)

Am 16. November d.J. ist das Pilotprojekt, das vom Verband Deutscher Bestattungsunternehmen e.V. (VDB) zusammen mit der Industrie- und Handelskammer Berlin initiiert wurde, gestartet. Ziel ist es, Mitarbeiter der Bestattungsbranche anspruchsvoll auf dem Niveau eines Dienstleistungsfachwirts zu qualifizieren. Nach einem Jahr erfolgt durch Ablegung einer Prüfung die Qualifizierung zum Bestattungsfachwirt.

Das Tätigkeitsfeld der Bestatter hat sich in den letzten Jahrzehnten stark ins Kaufmännische und Beratende verlagert. Die Bestattungsdienstleister organisieren, betreuen und vermitteln. Sie werden in Anspruch genommen für zusätzliche, individuelle von den Angehörigen der Verstorbenen gewünschte Dienstleistungen. Dieser Wandel vom Handwerksbetrieb zum Dienstleistungsunternehmen bringt einen erhöhten Qualifizierungsbedarf für die in der Branche Tätigen mit sich. Das nunmehr gestartete Projekt einer Weiterbildung eröffnet den Bestattungsunternehmen in Deutschland Optionen, je nach Schwerpunkt, Struktur und Organisation, die eigenen Mitarbeiter zu qualifizieren und neue zu gewinnen.

Die Tätigkeit der Bestatter erhält damit die notwendige und längst überfällige Professionalisierung. Für alle in dieser Branche Beschäftigten sind hiermit zugleich Aufstiegschancen und zusätzliche Motivationen verbunden. An dieser Qualifizierung teilzunehmen, sind alle diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bereits über Berufserfahrung verfügen, aufgerufen.

Die Lehrgangsinhalte gliedern sich in zwei Ausbildungskomplexe:

Erster Ausbildungsbereich: Handlungsübergreifende Qualifikation (= "Dienstleistungsfachwirt"):

Dieser Block mit rd. 230 Unterrichtsstunden vermittelt Kenntnisse im Bereich der Volks- und Betriebswirtschaft, Recht und Steuern, Unternehmensführung, Controlling und Rechnungswesen, Personalwirtschaft, Informationsmanagement und Kommunikation. Diese Qualifikation wird von allen Dienstleistungsfachwirten, die seit Jahren von den IHK’s in Deutschland qualifiziert werden, erbracht.

Dieser Ausbildungssektor wird bis Mitte April 2001 abgeschlossen sein. Die Schulungen erfolgen jeweils wöchentlich donnerstags sowie an drei Wochenenden. Die Zulassung zur ersten Teilprüfung setzt den Abschluss eines anerkannten Ausbildungsberufes und eine mindestens einjährige einschlägige Berufspraxis oder eine mindestens vierjährige einschlägige Berufspraxis voraus.

Zweiter Ausbildungsbereich: Handlungsspezifische Qualifikation:

Dieser Bereich umfasst 350 Unterrichtsstunden. Die Weiterqualifizierung erfolgt in den Themenfeldern Bestattungskultur, Bestattungsorganisation und -technik. Hierbei geht es insbesondere um Vertiefung bisheriger Kenntnisse über Themenbereiche wie trauerwissenschaftliche Grundlagen, Trauerarbeit für Hinterbliebene, andere Kulturkreise, besondere Bevölkerungsgruppen, Beratung der Hinterbliebenen sowie Bestattungsorganisation und Bestattungstechnik. Darüber hinaus wird auf dem Sektor der Dienstleistungen und der rechtlichen Rahmenbedingungen erwartet, dass sterbefallunabhängige Kenntnisse und Fähigkeiten erworben werden sowie grundlegende Kenntnisse der rechtlichen Grundlagen der Bestattertätigkeit vorhanden sind.

Die Zulassung zur zweiten Teilprüfung (handlungsfeldspezifische Qualifikationen) ist dann gegeben, wenn der Prüfungsteil 1 erfolgreich abgelegt wurde und ein Abschluss als geprüfter Bestatter und eine mindestens zweijährige einschlägige Berufspraxis oder ein kaufmännischer Berufsabschluss und eine mindestens dreijährige einschlägige Berufspraxis oder mindestens eine fünfjährige Berufspraxis vorzuweisen ist.

Die erste Teilprüfung besteht aus einer schriftlichen Prüfung, die zweite Teilprüfung aus einer schriftlichen und mündlichen Prüfung. Der Prüfungsteil 2 soll im Mai 200l beginnen und im November 2001 abgeschlossen sein. Die zweite Teilprüfung wird im Dezember 2001 erfolgen, so dass Ende des Jahres die ersten Bestattungsfachwirte/innen IHK ausgebildet sind.

Es ist beabsichtigt, im nächsten Frühjahr nach dem erfolgreichen Abschluss des ersten Pilotprojektes diese Weiterbildung dann nicht nur in Berlin kontinuierlich anzubieten, sondern auch die IHKs in anderen Ballungsgebieten unseres Landes werden entsprechend der Nachfrage diese Weiterqualifizierungsangebote vorhalten.

Die Kosten für diese rund einjährige Weiterqualifizierung betragen ca. 12.000 DM. Erst nach Abschluss der Pilotphase und der in diesem Zeitraum gemachten Erfahrungen wird endgültig der Ausbildungsgang, die Anzahl der Unterrichtsstunden, die Gewichtung der einzelnen Themenbereiche sowie die entsprechenden Ausbildungsorte festgelegt. Es ist vorgesehen, dass die Erkenntnisse des ersten Qualifizierungsjahrganges berücksichtigt werden, wenn im kommenden Jahr diese Qualifizierung bei den Industrie- und Handelskammern in unserem Land endgültig als ein fester Bestandteil von Weiterbildungsmaßnahmen unter dem Dach der Dienstleistungsfachwirte installiert wird.

Weitere Auskünfte hierzu:
GBI Großhamburger Bestattungsinstitut rV
Fuhlsbüttler Straße 735, 22337 Hamburg
Tel. 24 84 00 / Fax 24 84 01 00

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Bildhauer und Grabmäler (Mai 2001).
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