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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Ein Stein für Einstein

Der kleine Laurin wünschte sich schon lange ein Kaninchen.

Zum achten Geburtstag im Herbst 2013 fuhr die ganze Familie endlich mit ihm zu einem Privatzüchter, um eines auszusuchen. Inzwischen hatten die Eltern jedoch erfahren, dass so ein Tier besser mit einem Gesellen leben sollte: Also durfte sich auch der Zwillingsbruder Clemens sein Kaninchen auswählen. Und da es außerdem noch den neunjährigen Bruder Jonathan gab, kam schließlich die Familie kurzentschlossen und glücklich mit… drei Kaninchen zurück nach Hause! Kurz darauf wurde ein zweiter Käfig an den ersten angeschlossen, damit sich die drei Tiere besser bewegen konnten.

Nach wenigen Monaten fing der Vater an, etwas Größeres für draußen zu planen und zu bauen. So konnten sich die drei Kaninchen, von den drei Jungen auf die Namen Rafiki, Einstein und Columbus getauft, mit Frühlingsbeginn in einem begehbaren, gegen Greifvögel gut geschützten Stall bewegen – in welchem auch die drei Kinder und deren Freunde reichlich Platz hatten. Seitdem war jeden dritten Tag ein Kind mit dem Füttern und Ordnung halten dran (die Eltern zum Glück auch!).

Kinder und Kaninchen
2013: Die drei Kinder hinten (mit Cousins) freuen sich über die drei Kaninchen. Foto : C. Behrens

Doch Einstein, das Kaninchen mit den großen hängenden Ohren, wurde vor zwei Jahren erstmalig und kürzlich wieder ernsthaft krank; Ende November des letzten Jahres verbrachte Clemens die letzte Nacht neben ihm im Bad, ehe das Tier leider eingeschläfert werden musste… Einstein wurde nur vier Jahre alt und sein überraschender Tod war ein Drama für die ganze Familie – umso mehr, als der Papa gerade verreist war.

Als die Familie nach drei Tagen wieder komplett war, fand noch am gleichen Abend eine würdige Beerdigung im Garten statt; jetzt ohne Tränen. Clemens hatte sich gerade von seiner Fußballer-Bildersammlung getrennt und nur seine Lieblingskarten behalten. Diese suchte er heraus und gab sie seinem Kaninchen als Abschiedsgruß ins Grab.

Einstein-Grab
Das Grab vom Kaninchen "Einstein". Foto: C. Behrens

Einen kleinen Feldstein konnte er sich bei den Großeltern aussuchen. Zwei Christrosen wurden daneben gepflanzt. Kommentare von Clemens: "Ich war sehr traurig!" und Laurin, tröstend: "Ich hoffe, dass es Einstein jetzt besser geht!" – Wie ist es aber für Kinder in einer Etagenwohnung und ohne Garten, deren Eltern sich zwischen Müllabfuhr oder Tierverbrennung entscheiden müssen…?

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Wo der Hund begraben liegt - Tierfriedhöfe (Februar 2018).
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