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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Historische Grabstätten in Weimar

Eine Reise nach Weimar führt den Besucher zurück in die Goethezeit und die Weimarer Klassik, als das dichterische "Viergestirn" – Wieland, Goethe, Herder und Schiller – weit über diese Stadt hinaus wirkte.

Viele Orte sind dort mit diesen Dichtern verbunden und einen Besuch wert, so z.B. das Wohn- und Gartenhaus Goethes, der Ilmpark, das Wohnhaus Schillers und natürlich die Friedhöfe.

Fürstengruft
Fürstengruft und Russisch-Orthodoxe Kapelle. Foto: B. Leisner

Dabei ist der Historische Friedhof sogar – laut Wikipedia – einer der meistbesuchten Friedhöfe Deutschlands. Vom Eingang führt eine gerade Allee direkt zur Fürstengruft, wo die Särge von Johann Wolfgang von Goethe und der – heute leere – Sarg für Friedrich Schiller dicht beieinander stehen. Unterirdisch ist die Gruft, für deren Besuch man Eintritt zahlen muss, mit dem dahinter liegenden Grab der Großherzogin Maria Pawlowna verbunden, einer Tochter des russischen Zaren Paul I. Über ihrer Ruhestätte wurde direkt hinter dem klassizistischen Tempel der Fürstengruft eine kleine, reich ausgestattete Kapelle mit Zwiebeltürmen errichtet. Sie wird von der russisch-orthodoxen Gemeinde in Weimar als Andachtsraum und zum Andenkenverkauf genutzt.

Goethegrab
Grabstätte der Familie Goethe auf dem historischen Friedhof. Foto: B. Leisner

In den leicht ansteigenden Feldern, die zur Fürstengruft führen, fallen besonders die vielen gusseisernen Grabkreuze auf, die lose verteilt in dem schütteren Rasen stehen. Entlang der Friedhofsmauern, die im Westen den historischen Friedhof von einem neueren Teil trennen, stehen aufwendigere Grabmale und eine Reihe sehr verfallener Grabkapellen. Unter den Grabmalen fällt die "Ruhestätte der Familie Goethe" besonders auf. Ihre übergiebelte Grabwand ist mit einer horizontalen Nische versehen, in der die weiße Marmorplastik eines liegenden Mädchens ruht.

Hinter der russischen Kapelle liegt das Gemeinschaftsgrab der Marie Seebachstiftung. Die zu ihrer Zeit gefeierte Schauspielerin hatte nach dem frühen Tod ihres einzigen Sohnes ihr Vermögen in diese Stiftung eingebracht, die noch heute ein Heim für alternde Schauspieler unterhält. Ein schlichter Stein mit einem Kranz bezeichnet die Anlage, auf der einzelne Steine die Namen der Bestatteten nennen. In der Mitte steht das "Euphrosyne-Denkmal", das an die 1797 jung verstorbene Schauspielerin Christiane Becker-Neumann erinnert. Von Goethe angeregt stand das Denkmal ab 1800 gegenüber dem Weimarer Schloss und wurde erst 1945 auf den Friedhof versetzt. Es besteht aus einem Sockel mit einer abgeflachten Säule, die mit einer Urne bekrönt und am Fuß mit den Reliefs von Masken, tanzenden Nymphen und Sternzeichen geschmückt ist. Noch vieles wäre über den Friedhof und die Gräber zu berichten. So findet man hinter den Mauern des historischen Teils weitere neuere Grabfelder. Dort stand einst auch das Denkmal der Märzgefallenen von 1920, das Walter Gropius in Form eines Blitzes entwarf und das die Nationalsozialisten zerstörten. Außerdem befinden sich dort Gräber für die Toten des Konzentrationslagers Buchenwald, das ganz in der Nähe Weimars liegt.

Der Weg zurück in die Stadt führt durch den Ilmpark, wo ein Gittertor mit einem fünfzackigen Stern im Strahlenkranz die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Dahinter liegt ein kleiner gepflegter Friedhof, dessen Hauptgrabmal mit dem Roten Stern, einem Sockel mit Flammenschale und einer niedrigen Mauer mit kyrillischer Inschrift geschmückt ist. Es handelt sich um den Sowjetischen Ehrenfriedhof, der im Sommer 1945 für Soldaten der Roten Armee angelegt und nur noch im Folgejahr zur Bestattung von Soldaten genutzt wurde.

Goethestein
"Stein des Guten Glücks" im Garten von Goethes Gartenhaus im Ilmpark. Foto: B. Leisner

Geht man weiter zum Gartenhaus Goethes, so trifft man auf den "Stein des guten Glücks", der auch für Freunde des Ohlsdorfer Friedhofs von Interesse ist: Er besteht aus einem Würfel, auf dem eine Kugel balanciert. Eine Nachbildung steht in der Nähe der Kapelle 11 in Ohlsdorf und erinnert an Marie Pfannenstiel. Helmut Schoenfeld hat in dieser Zeitschrift darüber berichtet.

Am Eingang von der Stadt zum Ilmpark steht seit 1825 eine große halbrunde Gartenbank aus Stein mit Löwenfüßen an beiden Seiten. Sie hat das Grabmal der Mamia in Pompeji zum Vorbild, das die Herzogin Anna Amalia auf ihrer Italienreise besichtigte. Die Herzogin war davon so beeindruckt, dass sie sich nicht nur von dem Maler Wilhelm Tischbein auf der Bank sitzend porträtieren ließ, sondern nach ihrer Rückkehr 1799 die Bank in gleicher Form herstellen und als Erinnerungsort aufstellen ließ.

Auf der anderen Seite der Stadt befindet sich der Friedhof, auf dem die Weimarer ihre Toten beerdigten, bevor 1818 der heute historische Friedhof eingeweiht wurde. Als Kirchhof liegt er von einer Mauer eingefriedet um die Jakobskirche. Einzelne alte Grabsteine sind entlang der Kirchenwände aufgestellt. Dazu gehört auch eine große Grabplatte mit dem Bildnis und dem Wappen des bedeutenden Renaissance-Malers Lucas Cranach d. Ä. (um 1475–1553).

Cranach
Gruftplatte für den Maler Lucas Cranach d. Ä. an der Wand der Jakobskirche. Foto: B. Leisner

Schräg gegenüber steht der Nachbau des sogenannten Kassengewölbes des Friedhofs. Seine Gruft wurde schon 1854 verfüllt und gleichzeitig wurde auch der ursprüngliche Pavillon abgerissen. Beides war 1715 errichtet worden und hatte den Namen Kassengewölbe erhalten, weil die Begräbnisstätte später dem staatlichen Landschaftskassendirektorium gehörte. Dort wurden hochgestellte Persönlichkeiten bestattet, die keine eigene Begräbnisstätte besaßen. Unter ihnen war auch Friedrich Schiller, dessen vermeintliche Gebeine später in die Fürstengruft umgebettet wurden. Das heutige Gebäude, das gerade renoviert wird, wurde 1927 neu errichtet.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft 125 Jahre Feuerbestattung (Oktober 2017).
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