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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Ohlsdorf 2050

Die Zukunftsplanungen für den Ohlsdorfer Friedhof sind in vollem Gange.

Nachdem die Aufgaben für das Projekt Ohlsdorf 2050 ausgeschrieben worden sind und das Planungsbüro bgmr Stadtplanung Berlin den Zuschlag für die gartenarchitektonische Planung erhalten hat, fand am 1. Juli ein Expertengespräch mit dem Förderkreis statt. Dabei wurden die Ideen des Förderkreises lebhaft diskutiert. Vom Förderkreis wurde besonders betont, dass zurzeit Grabmale feldweise abgeräumt werden, obwohl es noch keine Untersuchung darüber gibt, ob sich dort erhaltenswerte Grabmale – und zwar besonders aus der Zeitschicht nach dem Zweiten Weltkrieg – befinden. Diese Zeitschicht wurde vom Forschungsprojekt Ohlsdorfer Friedhof in den 1980er Jahren noch ausgeklammert, da sie damals zu nahe lag. Heute allerdings kommt gerade diese Epoche immer mehr in den Blick der Denkmalpflege. Der Förderkreis kann mit seinen beschränkten Möglichkeiten keine Grabmalaufnahme für diese Zeitschicht leisten. Nötig wäre daher ein neues Forschungsprojekt. Allerdings müsste nach Meinung des Förderkreises die Abräumung zurückgestellt werden, bis diese grundlegenden Fragen geklärt sind, damit keine unersetzlichen Grabmale und Grabfeldgestaltungen aus Unkenntnis verloren gehen. Betont wurde auch, dass der Ohlsdorfer Friedhof kein einheitlich gestaltetes "Gesamtkunstwerk" ist, sondern dass in ihn die verschiedenen Zeitschichten der Bestattungskultur wie in einem Palimpsest eingeschrieben sind. So macht es gerade den besonderen Reiz der Anlage aus, dass man hier die Bestattungskultur der letzten 135 Jahre an einem Ort in einer besonderen Friedhofslandschaft erleben und das heißt durchwandern kann.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Der tote Körper (August 2015).
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