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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Die Kriegerehrenallee auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg – Gedanken zur geplanten Umbenennung

Die Willi-Bredel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt e. V. ist der Meinung, dass eine Umbenennung der Kriegerehrenallee hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg mehr als überfällig sei und ruft dazu auf, Vorschläge für einen neuen Straßennamen zu machen.

Kriegerehrenallee
Das in der Kritik stehende Straßenschild auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Foto: P. Schulze

Die kriegsverherrlichende Bezeichnung sei seit langem nicht mehr zeitgemäß. Die Umbenennung sollte noch in diesem Jahr erfolgen. Dazu ist vorab anzumerken: Der benannte Straßenzug begrenzt den Soldatenfriedhof aus dem Ersten Weltkrieg in seinem südlichen Bereich und war einst von der ehemaligen Kapelle 5 bis zur Mittelallee zeitgemäß und repräsentativ beidseitig mit dekorativen Kugelfichten bestanden. Allee und Grabfeld bildeten eine gestalterische Einheit. Sie waren optisch als solche auch wahrnehmbar, wie alte Fotos es zeigen. Die Anlage sollte nach dem Ersten Weltkrieg in östlicher Richtung mit einer "Heldengedächtnishalle" ihren Abschluss finden. Erst Anfang der dreißiger Jahre wurde dieser Plan aufgegeben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt das Grabfeld nach seiner Umgestaltung mit der sog. "Kriegertanne" und mit einem gepflasterten Fußweg fernab der Straße einen eigenen optischen Mittelpunkt. Durch das Pflanzen eines übermannshohen Gehölzriegels im Süden verlor die Kriegerehrenallee seitdem auch ihren sichtbaren Bezug zum nördlich angrenzenden Grabfeld. Ergebnis: Es verblieb ein trostloser Straßenzug mit viel Asphalt und wenig Grün, von sog. "Kriegerehre" ist nichts mehr zu spüren. So der Ausgangspunkt von Überlegungen für eine Umbenennung oder erneute gestalterische Einbindung.

Zunächst sei auf den bereits kursierenden Vorschlag "Friedensallee" eingegangen. Er würde wie oben beschrieben, der heutigen Situation nicht gerecht und letzten Endes für den Friedhofsbesucher auch nicht nachvollziehbar sein. Ein "friedens"-bezogener Name müsste sich zumindest auch in einer adäquaten Architektur des Umfeldes im Bezug zum Grabfeld der hier bestatteten Soldaten niederschlagen.

So stark auch das Bedürfnis nach einer "friedens"-bezogenen Bezeichnung ist, ein neutraler "grüner" Name wird sich für den Friedhofspark Ohlsdorf besser eignen: Die breiten Fußwege entlang des Straßenzuges sollten begrünt und am Straßenrand eine Allee gepflanzt werden. Dann könnte sie den Namen der verwendeten Baumart tragen, vielleicht den des "Baumes des Jahres 2015 = Feldahorn" oder des Jahres 2016 (wird im Oktober gewählt: Amberbaum, Fichte oder Winterlinde)? Oder wie wär´s mit einer Allee der Baumart, die das Grabfeld heute prägt, in Verbindung mit einem in der Höhe reduzierten Gehölzriegel? Die optische Einheit wäre wieder hergestellt.

Möge es der Findungskommission gelingen, einen Vorschlag zu küren, der dem heutigen Verständnis entspricht und wohlbegründet ist. Erläuterungen zu historischen Hintergründen ließen sich gut durch Info-Tafeln vermitteln. Noch sammelt die Willi-Bredel-Gesellschaft Vorschläge.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Der tote Körper (August 2015).
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